Auch im Erfolg bleibt Rose ein Mahner
Das Hinspiel in der Champions-League-Qualifikation hat Red Bull Salzburg klar mit 3:0 gegen Shkëndija Tetovo gewonnen, dennoch überwiegen danach die kritischen Töne.
Vier Pflichtspiele hat Fußballmeister Red Bull Salzburg in der neuen Saison bisher bestritten und allesamt gewonnen – egal ob die Spielweise Bundesliga, ÖFBCup oder Europacup hieß. Das eindrucksvolle Torverhältnis: 14:1.
In der Champions-League-Qualifikation am Mittwochabend setzten sich die Bullen nach 90 ereignisreichen Minuten inklusive Flutlichtausfall und Wolkenbruch mit 3:0 gegen den mazedonischen Doublesieger Shkëndija Tetovo durch. Obwohl man damit den Aufstieg ins Champions-League-Play-off schon vor Augen hat, gab es in der RedBull-Arena keine Jubeltänze zu sehen. Vielmehr übten die Spieler nach dem Heimsieg Selbstkritik und Trainer Marco Rose trat als Mahner vor die Medien.
Der Sieg in dieser Höhe sei nach diesem „speziellen Abend“verdient gewesen, erklärte Rose, allerdings sah der 41-jährige Deutsche auch vieles, was ihm nicht gefallen hat: „Wir haben nach einer guten Anfangsphase nachgelassen, hatten Probleme mit langen Bällen und drei, vier unnötige Ballverluste. Es ist eigentlich unüblich für uns, dass es in diesem Spiel Phasen gab, in denen wir nicht den Zugriff hatten, wie wir uns das wünschen.“Für das Rückspiel erwartet sich Rose nichts weniger als das: „Wir wollen wieder auf jenes Niveau kommen, das wir in der vergangenen Saison in der Europa League hatten.“
Weil der Meistertrainer von Red Bull Salzburg den Ball generell gern flach hält, wollte Rose auch noch nichts vom Aufstieg wissen. „Wenn wir dort nicht aufpassen, kann es sehr schnell 0:1 stehen und dann können Dinge losgetreten werden, die schon oft im Fußball passiert sind“, sagte Rose und forderte von seiner Mannschaft im Rückspiel „120 Prozent“.
Auch Mittelfeldspieler Zlatko Junuzovic, der nach seiner Gelb-Roten Karte kommenden Dienstag in Skopje gesperrt fehlt, fand noch genügend Verbesserungspotenzial: „Wir haben schon ein, zwei Situationen zugelassen, wo wir ein Gegentor bekommen hätten können. Aber wir haben auch selbst zahlreiche Chancen vorgefunden und hätten mehr Tore machen können, wenn nicht müssen.“
Doppeltorschütze Munas Dabbur sah beim 3:0 ein Spiel, „das nicht so einfach war, wie es das Ergebnis vermuten lässt“. Dass er in der Schlussphase auf einen möglichen Hattrick und ein Antreten zum zweiten Elfmeter verzichtet hatte,
erklärte der Israeli wie folgt: „Ich wollte, dass Diadié Samassékou ein Tor macht, weil er immer alles für uns gibt. Ich bin sehr glücklich für ihn.“
Nur aus der Ferne verfolgte Nachwuchsleiter Ernst Tanner Salzburgs ersten Schritt in die Champions League. Der 51-jährige Bayer verlässt die Bullen, wie bereits am Mittwoch berichtet, und wird Sportdirektor bei Philadelphia Union in der nordamerikanischen Major League Soccer (MLS). Tanner, der nach Engagements bei 1860 München und
TSG Hoffenheim 2012 zu Red Bull Salzburg stieß, gilt als Architekt der erfolgreichen Salzburger Nachwuchsarbeit und als Entdecker der späteren MillionenTransfers Duje Caleta-Car, Naby Keïta und Sadio Mané. „Nach sechs erfolgreichen Jahren mit vielen tollen Erlebnissen habe ich nun diese neue Herausforderung angenommen. Es war immer mein Wunsch, noch einmal in Amerika tätig zu sein“, wurde Tanner am Donnerstag in einer Presseaussendung zitiert.
Auch Rose weiß um die Bedeutung des prominenten Abgangs: „Das ist eine ganz wichtige Personalie für den Verein. Mit seiner Erfahrung und seinem Netzwerk ist Ernst Tanner ein Verlust, den man erst ersetzen muss. Aber jede Veränderung ist auch eine Chance. Ich bin mir sicher, dass wir auch das hinbekommen.“
Nachwuchschef sucht neue Herausforderung