Ärzte raten, sich jetzt gegen Masern impfen zu lassen
Ein neuer, starker Ausbruch macht sich in Europa bemerkbar. Die Impfraten sind auch in Österreich ungenügend.
Die Zahl der Masernerkrankungen ist in Europa wieder einmal deutlich gestiegen. Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Kopenhagen mitteilte, haben sich im ersten Halbjahr 2018 mehr als 41.000 Kinder und Erwachsene mit Masern infiziert. Mindestens 37 Todesfälle seien erfasst worden. Im gesamten Jahr 2017 waren in Europa 23.927 Menschen erkrankt, 2016 waren es 5273. Aufgeschlüsselt nach Ländern sieht die derzeitige Bilanz so aus: Mehr als die Hälfte der Masernerkrankungen, konkret 23.000 Fälle, haben die Behörden in der Ukraine verzeichnet, weil dort wegen des Kriegs Routinen für Impfung und Überwachung unterbrochen wurden. Mehr als die üblichen Ansteckungen gab es in Frankreich (2588), Rumänien (4317), Griechenland (2238), Italien (1716) und Großbritannien (1654). Kleinere Ausbrüche sind in Belgien (50), der Tschechischen Republik (103), Deutschland (286), Irland (69), Lettland (17), Norwegen (7), Polen (54), Portugal (125), der Slowakei (161) und Schweden (29) registriert worden.
Wie sieht die Lage in Österreich aus? Hierorts wurden laut Gesundheitsministerium im ersten Halbjahr 2018 62 Masernfälle gemeldet. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2017 waren 95 Masernerkrankungen registriert worden. Es wird daher allen Personen, die nicht geimpft sind und die Masern noch nicht hatten, dringend geraten, sich frühestmöglich impfen zu lassen und die Kinder zu immunisieren. Der Impfstoff ist für Kinder und Erwachsene an öffentlichen Impfstellen und im Kinderimpfprogramm kostenfrei erhältlich.
Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit, sondern meldepflichtig. Das Virus verbreitet sich durch Tröpfcheninfektion und befällt nur Menschen. Krankheitszeichen sind Fieber, Schnupfen, Husten und nach etwa drei bis sieben Tagen ein Hautausschlag mit bräunlich-rosafarbenen Flecken. Die überstandene Infektion hinterlässt eine lebenslange Immunität. Besonders gefürchtet sind Gehirnentzündungen durch Masern. In zehn bis 20 Prozent der Fälle endet diese Enzephalitis tödlich.
Gegen Masern kann man sich mit einer Impfung schützen: Sie enthält Lebendvirusimpfstoff, hergestellt aus dem ungefährlichen Teil von Masernviren, die auf Hühnerzellen vermehrt werden. Der Impfstoff ist eine Kombination gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR). Laut „Impfplan Österreich“wird die Gabe von zwei Dosen MMR-Impfstoff ab dem 11. Lebensmonat empfohlen. Die zweite Teilimpfung sollte frühestens vier Wochen nach der ersten Teilimpfung erfolgen. Fehlende MMR-Impfungen kann man in jedem Lebensalter nachholen.
Laut offiziellen Angaben sind in Österreich sechs Prozent der Zweibis Fünfjährigen – das sind etwas mehr als 20.000 Kinder – überhaupt nicht gegen Masern geimpft. Etwa zehn Prozent aller geimpften Kinder sind kein zweites Mal immunisiert. Diese rund 76.000 Kinder sind damit nicht ausreichend geschützt.