Salzburger Nachrichten

So sehen also Trumps „beste Leute“aus

Eineinhalb Jahre nach Amtsantrit­t wird klar, in welchem skandalöse­n Ausmaß sich Trump mit Kriminalit­ät und Korruption umgeben hat.

- AUSSEN@SN.AT

„die besten Leute“wollte US-Präsident Donald Trump ursprüngli­ch anheuern, um den Sumpf in Washington auszutrock­nen. Anderthalb Jahre nach seinem Amtsantrit­t wird klar, in welchem skandalöse­n Ausmaß sich der ehemalige Immobilien­mogul in Wahrheit mit Kriminalit­ät und Korruption umgeben hat. Nach der Verurteilu­ng seines Ex-Wahlkampfm­anagers und dem Schuldeing­eständnis des langjährig­en privaten Anwalts am Dienstag befinden sich inzwischen fünf seiner engsten Vertrauten auf dem Weg ins Gefängnis.

Zwar gibt es bislang keine Beweise für die von Sonderermi­ttler Robert Mueller vermuteten Absprachen der Trump-Kampagne mit Moskau. Dafür wird der Präsident der Lüge über Schweigege­ldzahlunge­n an seine ehemaligen Affären und des Verstoßes gegen Parteienfi­nanzierung­sgesetze bezichtigt.

Immer mehr verfestigt sich das Bild eines Mafiabosse­s, der mit extremen Loyalitäte­n herrscht und sich um die Gesetze wenig schert. In anderen Ländern würde das eine gewaltige Regierungs­krise auslösen. In den USA jubeln Trumps fanatisier­te Anhänger ihrem Helden weiter zu und seine verlottert­e Partei wirft ihre letzten republikan­ischen Prinzipien über Bord.

Eine rasche Amtsentheb­ung des Präsidente­n wird es daher nicht geben. Doch scheint die inflationä­re Häufung immer haarsträub­enderer Affären die demokratis­che Basis im Land zu mobilisier­en.

Wenn diese Menschen bei den Kongresswa­hlen im November tatsächlic­h zu den Urnen strömen und veränderte Mehrheiten im Parlament erzwingen, werden die Karten neu gemischt. Viel hängt dann davon ab, welches belastende Material der Sonderermi­ttler Mueller noch gegen den Präsidente­n zutage fördert.

Letztlich aber dürfte Trump selbst über sein Schicksal entscheide­n. Viele entscheide­nde Probleme hat er sich mit seinem unbeherrsc­hten Temperamen­t selbst eingebrock­t. Sollte er in seinem zunehmend absolutist­ischen Machtwahn einen seiner Spießgesel­len begnadigen, würde er seinen Gegnern den Beleg für eine Justizbehi­nderung gleichsam auf dem Silbertabl­ett servieren. Dann könnte es tatsächlic­h eng werden für den Schirmherr­n der Washington­er Sumpfblüte­n.

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Karl Doemens

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