Auch ungewohnte Wege führen zu neuer Kunst
Nicht nur in Klassen wird bei der Sommerakademie gelehrt. Selbst ein Abstecher zum Flohmarkt kann den Blick erweitern.
Die Preise für die Werke waren verhandelbar. Und wer weiß, vielleicht entpuppt sich manches Stück, das in der vergangenen Woche bei einem Flohmarkt im Mirabellgarten den Besitzer wechselte, später noch einmal als echtes Schnäppchen. Immerhin sind die Kunststudenten von heute die potenziellen Kunststars von morgen.
Bei ihrer Aktion suchten die Teilnehmer der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst in Salzburg aber zunächst einen spielerischen Zugang zu den Regeln des Kunstbetriebs. Im Mirabellgarten bauten die Studierenden aus der Klasse von Yorgos Sapountzis ein Mini-Modell einer Kunsthalle auf: Einen Nachmittag lang gab es da wechselnde Mini-Ausstellungen zu sehen und Mini-Modell-Werke zu kaufen.
„In dem Kurs geht es auch darum, immer wieder neue Räume zu öffnen“, sagt Brigitte Kovacs, die in Salzburg als Assistentin des griechischen Künstlers Sapountzis zum Thema Performance lehrt. Drei Wochen lang haben die Teilnehmer nun an ihren Projekten gearbeitet. Am morgigen Freitag wollen sie wieder einen neuen Raum erschließen: Verstreut über das Areal der Festung, wo die Sommerakademie ihre Zentrale hat, werden sie ihre Schlussperformances zeigen. „Ich muss hin und wieder meine eigene Komfortzone verlassen“, sagt etwa Erin Genia aus Boston, die eigentlich Bildhauerin ist und in der Klasse ungewohntes Terrain erkundet.
In einem anderen Stockwerk ist die Malereiklasse von Mark van Yetter untergebracht. Vor allem, aber nicht nur wegen des renommierten Dozenten ist Anne Apel nach Salzburg gereist. „Ich lerne auch sehr viel von den anderen Teilnehmern“, sagt die niederländische Kunstlehrerin, die vor 30 Jahren erstmals an der Sommerakademie teilnahm. Ihre junge Kurskollegin Emilia Schatzl aus Salzburg hat wieder eine andere Motivation mitgebracht: Sie wolle später Restauratorin werden und sich in dem Kurs mit verschiedenen Techniken vertraut machen.
So verschieden wie die Zugänge, die in den heuer insgesamt 23 Kursen unterrichtet wurden und werden, sind auch die Reisewege der Teilnehmer: Aus ganz Europa, aber auch aus Korea oder Ruanda kämen Teilnehmer zur Sommerakademie, sagt Direktorin Hildegund Amanshauser. 2018 sei ein besonders guter Jahrgang, erläutert sie im Bilanzgespräch. Neben den Kursen habe auch das international besetzte Symposium unter dem Titel „Globale Akademie II“viel Zuspruch erlebt. Die Fragen nach den aktuellen Entwicklungen in der Kunstwelt, die in der von Experten besetzten Akademie erörtert wurden, sollen nächstes Jahr auch in einem Buchprojekt dokumentiert werden. Termin: Tag der offenen Tür mit den Klassen von Aisha Khalid, Till Megerle, Ekaterina Shapiro-Obermair, Sabine B. Vogel und Mark Van Yetter: morgen, Freitag, Festung Hohensalzburg, ab 16 Uhr. Performance der Klasse von Yorgos Sapountzis ab 20 Uhr.