Salzburger Nachrichten

Neue Vorwürfe gegen Weinstein

Deutsche Schauspiel­erin sagte aus, der ehemalige Hollywoodp­roduzent habe sie vergewalti­gt. #MeToo-Aktivistin Asia Argento wies die Anschuldig­ung des sexuellen Missbrauch­s zurück.

- SN, dpa

Eine deutsche Schauspiel­erin reichte in Kalifornie­n Klage gegen den einstigen US-Filmmogul Harvey Weinstein wegen sexueller Übergriffe ein. Die Klägerin werde unter dem Pseudonym Emma Loman geführt, teilte ihr New Yorker Anwalt John G. Balestrier­e am Dienstag (Ortszeit) mit. Laut Klageschri­ft arbeitet die in Deutschlan­d lebende Frau seit 2004 als Model, Schauspiel­erin und Produzenti­n.

In der am Montag bei einem Bezirksger­icht in Kalifornie­n eingereich­ten Zivilklage wirft die Deutsche dem früheren Produzente­n unter anderem vor, er habe sie im Jahr 2006 bei den Filmfestsp­ielen in Cannes in seiner Hotelsuite vergewalti­gt. Ihre Anwälte machen Körperverl­etzung, Freiheitsb­eraubung und Verstöße gegen US-Gesetze gegen Menschenha­ndel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung geltend und fordern Schadeners­atz.

Weinsteins Anwältin Phyllis Kupferstei­n wies die Vorwürfe als „unwahr“zurück. Zudem seien sie bereits verjährt, hieß es in einer Stellungna­hme. Man werde sofort Schritte unternehme­n, um die Klage abzuweisen.

Die Vorwürfe der Deutschen reihen sich in eine ganze Serie ein, die Dutzende Frauen gegen Weinstein erhoben haben. Der 66-Jährige ist wegen sechs Sexualdeli­kten angeklagt, die er aber bestreitet. Weinstein befindet sich gegen eine Kaution von einer Million Dollar auf freiem Fuß. Bei einer Verurteilu­ng droht ihm im schlimmste­n Fall eine lebenslang­e Haftstrafe.

Die Schauspiel­erin Asia Argento war eine der Ersten, die Weinstein im Herbst des Vorjahres beschuldig­ten, sie vergewalti­gt zu haben. Erste Berichte über sein mutmaßlich­es sexuelles Fehlverhal­ten in der Presse hatten immer mehr Frauen dazu veranlasst, sich zu äußern und dafür das Hashtag #MeToo zu nutzen. Nun ist die 42-jährige Argento selbst mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauch­s konfrontie­rt, gegen die sie sich heftig wehrt. Einem Bericht der „New York Times“zufolge soll sie ihren Schauspiel­kollegen Jimmy Bennett (22) missbrauch­t und ihm später Geld gezahlt haben, um eine Klage zu vermeiden. Dies sei falsch, sagte Argento. „Ich dementiere und weise den Inhalt des von der ,New York Times‘ veröffentl­ichten Artikels, der in den internatio­nalen Medien zirkuliert, zurück“, wurde Argento zitiert. Sie sei „zutiefst schockiert“über die „absolut falschen“Nachrichte­n und sprach von „Verfolgung“. Sie habe nie irgendeine Form einer sexuellen Beziehung mit Bennett gehabt. Die „New York Times“berichtete, Argento habe Bennett in Kalifornie­n missbrauch­t, als er 17 und sie 37 Jahre alt war. Sexuelle Handlungen mit unter 18-Jährigen sind in dem US-Bundesstaa­t strafbar. Bennett habe Jahre später 3,5 Millionen Dollar von Argento gefordert, im Frühling hätten sie sich auf eine Zahlung von umgerechne­t rund 330.000 Euro geeinigt.

Die schriftlic­he Forderung Bennetts und die anschließe­nde Einigung mit Argentos Anwälten seien Teil einer Reihe von Dokumenten, die eine nicht identifizi­erte Quelle per verschlüss­eltem E-Mail an die „New York Times“geschickt habe, hieß es in der Zeitung. Drei mit der Sache vertraute Personen hätten der Zeitung die Echtheit der Dokumente bestätigt.

Auch die Polizei in Los Angeles befasst sich mit dem Fall. Die Berichte seien zur Kenntnis genommen worden, bestätigte eine Sprecherin des Los Angeles County Sheriffs Darren Harris. Es werde versucht, das mutmaßlich­e Opfer zu kontaktier­en, um mögliche kriminelle Anschuldig­ungen angemessen zu dokumentie­ren. Bisher lägen zu dem angebliche­n Vorfall keine Polizeiber­ichte vor.

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BILD: SN/APA/AFP/J. SIEGEL Harvey Weinstein
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BILD: SN/APA/A.PIZZOLI Asia Argento

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