Bleibt Kanada im Freihandels-Trio?
Nach der Einigung von Mexiko und den USA auf ein neues Freihandelsabkommen kommen positive Signale auch aus Kanada. Die deutsche Autoindustrie und österreichische Zulieferer atmen auf.
Der Poker um ein neues nordamerikanisches Freihandelsabkommen ging am Mittwoch in Washington in eine neue Runde. Nachdem die USA und Mexiko mit Kanada den dritten Partner im bisherigen Nafta-Abkommen unter Zugzwang gesetzt hatten, äußerten sich Vertreter des nördlichen US-Nachbarn zuletzt positiv.
Kanadas Premierminister Justin Trudeau stellte eine Einigung bis Freitag in Aussicht: Bis dahin könne es einen „guten Deal“mit den USA und Mexiko geben, sagte er am Mittwoch. US-Präsident Donald Trump gab im Weißen Haus an, die Gespräche mit Kanada liefen „wirklich gut“.
Für die deutsche Autoindustrie sowie österreichische Zulieferer, die in Mexiko produzieren, sind das grundsätzlich gute Nachrichten. Hatte Trump doch gedroht, Zölle auf Fahrzeuge und Zulieferer aus Mexiko beziehungsweise Kanada einzuheben. Inwieweit die europäische Autoindustrie die neue Vereinbarung zwischen den USA und Mexiko dennoch treffen könnte, ist aber noch nicht klar. Denn darin ist festgelegt, dass für Zollfreiheit der vorgeschriebene Anteil nordamerikanischer Komponenten in der Autoindustrie von 62,5 auf 75 Prozent steigt. Zudem sollen 40 bis 45 Prozent der Teile von Arbeitern hergestellt werden, die mindestens 16 Dollar in der Stunde verdienen. Der Durchschnittslohn in der mexikanischen Autoindustrie beträgt derzeit aber nach Angaben des staatlichen Instituts Inegi im Schnitt weniger als acht Dollar in der Stunde. Eine Erhöhung der Löhne würde also Hersteller treffen, die in Mexiko produzieren und von dort in die Vereinigten Staaten exportieren.
Das neue Handelsabkommen zwischen den USA und Mexiko lässt auch den heimischen Stahlkonzern voestalpine aufatmen. „Damit zeigt sich, dass unser Schritt, die Produktion von den USA teilweise nach Mexiko zu verlagern, der richtige war“, sagte Konzernchef Wolfgang Eder in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. „Wenn jetzt alles, was von Mexiko in die USA geht, nicht mehr beaufschlagt wird, dann ist das ein positiver Effekt für uns.“voestalpine hat wegen der von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahlprodukte im Frühjahr begonnen, Teile der Produktion für die Autoindustrie nach Mexiko zu verlagern. Fehlt jetzt also noch Kanada. Und da sagte Kanadas Außenministerin Chrystia Freeland, die die kanadische Verhandlungsdelegation leitet, Mexiko habe erfreulicherweise Kompromissbereitschaft bei den Mindestlöhnen im Automobilbereich gezeigt. „Das ebnet den Weg für substanzielle und, wie ich hoffe, produktive Diskussionen, die wir mit den Vereinigten Staaten in dieser Woche haben werden.“
Unter anderem sieht das Übereinkommen von Mexiko und den USA Erleichterungen in der Landwirtschaft vor, und zwar für Biotechnologie, darunter auch Gentechnik. Und die Agrarwirtschaft könnte sich als Streitpunkt mit Kanada herausstellen. Denn Kanada schützt seine Milchbauern derzeit mit hohen Zöllen. „Meine Position, wenn es um Versorgungsketten geht, hat sich nicht verändert“, sagte Premierminister Justin Trudeau dazu. US-Finanzminister Steven Mnuchin machte in einem Interview mit dem Sender CNBC noch einmal das Interesse der USA deutlich. Präsident Donald Trump wolle Vereinbarungen mit Mexiko und mit Kanada – möglichst in ein und demselben Abkommen.
Das nordamerikanische Handelsabkommen Nafta aus 1994 betrifft fast 500 Millionen Menschen und deckt ein Gebiet mit einer Wirtschaftsleistung von umgerechnet 20 Billionen Euro ab.
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