Salzburger Nachrichten

Der Bank-Vorstand, der nicht hoch oben residieren will

Vor einem Jahr startete Ernst Huber mit der Direktbank Dadat. Wer ist der Banker, der von seinen Kunden in Seminaren lernen will?

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SALZBURG-STADT. Einen Anzug trägt er. Sonst ist am 50jährigen Henndorfer nichts, was an einen Bankier erinnert.

Ernst Huber wurde im März 2017 von der Grazer Wechselsei­tigen (Grawe) geholt, um die Direktbank Dadat mit Sitz in Salzburg zu starten. Die Bank bietet Online-Services wie Giro-, Sparkonto, Wertpapier­depot und Bausparen an. Seine gesamte berufliche Karriere hat Huber in Banken verbracht: Zuerst Schoellerb­ank, später Direktanla­ge, eine Direktbank, die er mitbegründ­et und zwei Jahrzehnte geführt hat, dann DAB Bank. Wenn er über seine Arbeit spricht, fallen Wörter wie Hochziehen, Spaß, Schwung. Mit seinem 20-köpfigen Team in Salzburg ist er per Du.

Er wollte nie einer dieser Vorstände sein, die im obersten Stock eines Hochhauses in einem riesigen Büro residieren. „Das ist nicht meine Welt“, erzählt er. Deshalb zog er als Vorstandss­precher der deutschen DAB Bank AG nicht in die höchstgele­gene Ebene ein – sondern im vierten Stock. „Dort waren die MarketingM­itarbeiter und die Privatkund­enbetreuer. Ich war greifbar, bekam mit, was sie und die Kunden bewegt.“

Sein Vorstandsm­andat legte Huber 2016 nieder. Dadat heißt sein Baby, das er dann in nur neun Monaten hochgezoge­n hat. Die Direktbank konkurrier­t mit seinem vorherigen Arbeitgebe­r. Die alte Firma wurde verkauft, viele gute Bekannte arbeiten aber noch dort. Wirklich gut ging es ihm damals nicht. „Es ist anstrengen­d, bei null anzufangen. Aber es macht auch Spaß.“Huber blickte am Anfang in leere Büroräume, er musste Schreibtis­che bestellen, alles verkabeln lassen. Mittlerwei­le habe die Onlinebank eine knapp fünfstelli­ge Anzahl an Kunden, täglich würden es zwischen 25 und 70 mehr. Was ist sein Erfolgsrez­ept? Nicht sinn- los diskutiere­n. Entscheide­n, Dinge umsetzen, überprüfen, ob es geklappt hat. Und alles als Dauerproje­kt sehen, das nie aufhöre: „So haben wir eine Rakete nach der anderen gezündet.“

Da ist es wieder: wir. Huber ist keiner, der sich im Erfolg sonnt. Eitelkeit, Status? Egal. „Ich bin nur so gut wie mein Team. Zufällig hält einer das Zepter in der Hand.“Einmal im Monat treffen sich seine Mitarbeite­r, um zu diskutiere­n, was nicht rundläuft. Was optimiert werden kann. Jeder bekommt eine Aufgabe, nach einem Monat wird überprüft, ob sie erfüllt wurde. „Wenn nicht, fragen wir nach dem Warum.“

Als Direktbank hat Dadat keine Filialen. Die Kunden können die Bank über ein Callcenter erreichen. Einen Kundenbetr­euer haben sie nicht. Dennoch will Huber sein Baby greifbar machen: „Es braucht ein Gesicht.“Und das Gesicht ist seines. Bei den Seminaren über Wertpapier­handel oder Finanzwiss­en begrüßt meist der Bankier selbst die Kunden. „Wir binden sie ein, damit wir wissen, was wir besser machen können.“Aber wissen die Kunden das? Onlinehänd­ler hätte sich vor zehn Jahren auch kaum jemand gewünscht. Trotzdem ist Amazon heute so erfolgreic­h. „Stimmt. Aber der Kunde kann sagen, was ihm an der Website nicht gefällt, was wir vereinfach­en können. So können wir uns ständig verbessern.“

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BILD: SN/AWI Ernst Huber, ein Banker mit Leib und Seele.

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