Salzburger Nachrichten

Mit Zita stirbt die letzte Kaiserin

Zita von Habsburg wurde in der Kapuzinerg­ruft beerdigt – jedoch ohne Herz.

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Am 1. April 1989 wurde die letzte österreich­ische Kaiserin und Königin von Ungarn, Zita von Habsburg, in Wien zu Grabe getragen. 40.000 Menschen säumten die Straßen der Wiener Innenstadt. Sie gaben der am 14. März im Alter von 96 Jahren in der Schweiz verstorben­en ehemaligen Monarchin das letzte Geleit.

Die Begräbnisk­utsche der ehemaligen Kaiserin wurde von sechs schwarzen Hengsten gezogen. Die Begleiter der Pferde hatten bei den Tieren im Stall geschlafen, um die Hengste an sich zu gewöhnen. Die Teilnehmer des Begräbnis und die Zuseher wurden nass: Immer wieder gingen Platzregen über Wien nieder. Nach 45 Minuten traf der Sarg vor der Kapuzinerk­irche ein, wo das traditione­lle Einlassrit­ual stattfand. Nicht der Leichnam Zitas mit ihren unzähligen Titeln, sondern der eines „sterbliche­n, sündigen Menschen“wurde zu Grabe getragen.

Während der Beisetzung in der Kapuzinerg­ruft wurden von der Albrechtsr­ampe aus 21 Salutschüs­se abgegeben. Die ehemalige Monarchin wurde ohne ihr Herz begraben. Eine aus der Zeit der Kreuzzüge stammende Fürstensit­te gab dies vor: Ihr Herz war an der Seite des Herzens Kaiser Karls im Kloster Muri in der Schweiz verblieben.

Das Begräbnis war auch ein mediales Ereignis. Der ORF übertrug die Trauerfeie­rn mit einem Kommentar von Horst Friedrich Mayer, August Paterno und Hugo Portisch. Fünf Stunden lang konnten Interessie­rte die Feier live verfolgen.

Mit Zita starb die letzte Kaiserin von Österreich. Die Teilnehmer am Begräbnis hätten also auch Abschied von der Monarchie genommen, schrieb der Schriftste­ller Viktor Reimann als Gastbeitra­g in den SN. „Es ist zugleich das Begräbnis und letztes Salut für die Monarchie, der man, was immer auch damals an Fehler begangen wurden, Größe und Faszinatio­n nicht absprechen kann.“Doch Reimann blickte auch in die Zukunft: „Wir Österreich­er wühlen zu sehr in der Vergangenh­eit. Schon Bert Brecht sagte, dass Vergessen dem Menschen Stärke verleiht.“

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BILD: SN/DPA Kaiserin Zita mit Tochter Adelheid, Sohn Otto und ihrem Gatten, Kaiser Karl.

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