Eindringen in Bowies Gedankenwelt
In Linz wird das Musical „Lazarus“gespielt und die Medienkunst spielt mit.
Mit der Uraufführung seines Musicals „Lazarus“in New York inszenierte David Bowie im Dezember 2015 auch kunstvoll seinen Abschied. Wenige Wochen nach der Premiere erlag der Popstar seinem Krebsleiden. Musikalisch klang vieles in dem Stück nach Lebensbilanz: 18 Songs aus fast allen Phasen von Bowies Schaffen bilden das Gerüst. Autor Enda Walsh verknüpfte die Hits mit einer surrealen Handlung. Die Hauptfigur ist Thomas Newton – also jener Außerirdische, den Bowie selbst 1976 im Film „Der Mann, der vom Himmel fiel“gespielt hatte. 40 Jahre danach war Newton nun als Alien zu sehen, der von der Erde nicht mehr loskommt, aber am Menschsein verzweifelt.
„Lazarus“sei wie „eine Meditation über das Leben und den Tod“, sagte Regisseur Johannes von Matuschka am Donnerstag in Linz. In einer Inszenierung des Linzer Landestheaters wird das Musical Ende September Premiere feiern. Auf der Ars Electronica gab das Team Einblicke in sein Bühnenkonzept. Dass die Präsentation bei dem Medienkunstfestival stattfand, hat einen Grund: Neben den Bowie-Hits und dem Außerirdischen, der „in seinem Hotelzimmer sitzt, Gin trinkt und Menschen aus der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft trifft“(Matuschka), bekommt das Musical in Linz einen neuen Mitspieler. Das „Futurelab“des Ars Electronica Center steuert das visuelle Design bei. Da das Bühnengeschehen „eher wie ein Bewusstseinsstrom“ablaufe als wie eine konventionelle Handlung, habe sich bald die Frage gestellt, „wie man alle diese inneren Zustände des Protagonisten sichtbar machen kann“, erläuterte der Regisseur. Daraus sei die Grundidee entstanden, gleichsam „in Newtons Kopf einzudringen“, präzisierten Roland Aigner und Johannes Pöll, Designer des Ars-Electronica-Futurelab, und zeigten Beispiele für die sich ständig wandelnden digitalen Projektionen, die Teil des Bühnenbilds sein werden. Für die Branche sei dies eine Novität: Medienkunst komme auf Musicalbühnen noch kaum zum Einsatz. Bei „Lazarus“wolle man nun eine vermittelnde Erzählebene zwischen Musik und Handlung schaffen: Die Visuals würden auf der Bühne „zu einem zusätzlichen Akteur“. Musical: „Lazarus“, Landestheater Linz, Premiere am 27. September.