Die dunklen Fotos der Fotografin der Schönheit
Eine selbst vertriebene Fotografin hielt nach dem Krieg das Leben von Vertriebenen in österreichischen Lagern fest.
Dora Kallmus war ein Fotografen-Star, bis die Nationalsozialisten ihren Himmel und ihre Heimat zerstörten. Nach dem Inferno entwurzelt, porträtierte sie Vertriebene in Salzburger und Wiener Flüchtlingslagern. „Porträts der Entwurzelung“lautet der Titel der Ausstellung des Wiener Photoinstituts Bonartes mit Bildern von Dora Kallmus, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Madame d’Ora. Eine Vertriebene porträtiert da Vertriebene, eine Fremde fotografiert Fremde, eine Heimatsuchende richtet ihren Blick auf Menschen, die nach Wurzeln suchen.
Die Analyse der Fotos zeigt für Magdalena Vuković, Kuratorin der Bonartes-Ausstellung, dass d’Ora auch beim Fotografieren in den Flüchtlingslagern auf jene Strategien setzte, „die zeit ihrer Karriere als Porträt- und Modefotografin zu ihren Markenzeichen gehörten“: die sorgfältige Auswahl und Inszenierung der Dargestellten sowie eine gezielte Lichtführung. „Die Räume wirken dennoch kaum erhellt, betont doch die Fotografin mit den von der Donau an die Seine. Madame d’Ora wurde zur Fotografin der Schönheit – mit Modellen wie Josephine Baker oder Coco Chanel. „Machen Sie mich schön, Madame d’Ora!“heißt die aktuelle Ausstellung über die Mode- und Societyfotografin im Leopold Museum.
Auf der anderen Seite des Rings präsentiert das Bonartes die andere Seite der d’Ora. Ohne Glamour und ohne Glanz. Der Krieg hatte Dora Kallmus fast alles genommen, Beruf, Besitz, ihre Schwester wurde im KZ ermordet. Sie überlebte als UBoot in einem französischen Bergdorf. In die Zeit danach rettete Kallmus aber die Kunst der Madame d’Ora, ihren Blick für das richtige Motiv, ihr Gespür für den besten Moment. „Und dass man mir Alles genommen hat, kommt den Photos zu gut“, wird sie im Ausstellungskatalog zitiert, „denn Alles ist nur überflüssiger Ballast.“ Ausstellung: