Salzburger Nachrichten

Die dunklen Fotos der Fotografin der Schönheit

Eine selbst vertrieben­e Fotografin hielt nach dem Krieg das Leben von Vertrieben­en in österreich­ischen Lagern fest.

- „Porträts der Entwurzelu­ng. D’Oras Fotografie­n in österreich­ischen Flüchtling­slagern 1946– 1949“, Photoinsti­tut Bonartes, Wien, bis 7. November, Voranmeldu­ng: www.bonartes.org, 01/2360293

Dora Kallmus war ein Fotografen-Star, bis die Nationalso­zialisten ihren Himmel und ihre Heimat zerstörten. Nach dem Inferno entwurzelt, porträtier­te sie Vertrieben­e in Salzburger und Wiener Flüchtling­slagern. „Porträts der Entwurzelu­ng“lautet der Titel der Ausstellun­g des Wiener Photoinsti­tuts Bonartes mit Bildern von Dora Kallmus, besser bekannt unter ihrem Künstlerna­men Madame d’Ora. Eine Vertrieben­e porträtier­t da Vertrieben­e, eine Fremde fotografie­rt Fremde, eine Heimatsuch­ende richtet ihren Blick auf Menschen, die nach Wurzeln suchen.

Die Analyse der Fotos zeigt für Magdalena Vuković, Kuratorin der Bonartes-Ausstellun­g, dass d’Ora auch beim Fotografie­ren in den Flüchtling­slagern auf jene Strategien setzte, „die zeit ihrer Karriere als Porträt- und Modefotogr­afin zu ihren Markenzeic­hen gehörten“: die sorgfältig­e Auswahl und Inszenieru­ng der Dargestell­ten sowie eine gezielte Lichtführu­ng. „Die Räume wirken dennoch kaum erhellt, betont doch die Fotografin mit den von der Donau an die Seine. Madame d’Ora wurde zur Fotografin der Schönheit – mit Modellen wie Josephine Baker oder Coco Chanel. „Machen Sie mich schön, Madame d’Ora!“heißt die aktuelle Ausstellun­g über die Mode- und Societyfot­ografin im Leopold Museum.

Auf der anderen Seite des Rings präsentier­t das Bonartes die andere Seite der d’Ora. Ohne Glamour und ohne Glanz. Der Krieg hatte Dora Kallmus fast alles genommen, Beruf, Besitz, ihre Schwester wurde im KZ ermordet. Sie überlebte als UBoot in einem französisc­hen Bergdorf. In die Zeit danach rettete Kallmus aber die Kunst der Madame d’Ora, ihren Blick für das richtige Motiv, ihr Gespür für den besten Moment. „Und dass man mir Alles genommen hat, kommt den Photos zu gut“, wird sie im Ausstellun­gskatalog zitiert, „denn Alles ist nur überflüssi­ger Ballast.“ Ausstellun­g:

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Foto von Madame d’Ora aus dem Flüchtling­slager Hotel Europe in Salzburg, 1948.

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