Wie digital muss Schule sein?
Tablets, Laptops und neue Lehrpläne sollen an die Schulen kommen. Ziel ist es, die digitalen Fähigkeiten junger Menschen zu verbessern und das Interesse an Technologie vor allem unter Mädchen zu steigern.
SALZBURG. Teresa Torzicky hat einen idealtypischen Bildungsweg hinter sich. Sie ist Doktorin der Physik und begann ihre Laufbahn als Wissenschafterin an der Medizinischen Universität Wien. Spannend an ihrer Karriere: Sie unterrichtete danach über das „Teach for Austria“Programm zwei Jahre an einer Neuen Mittelschule in Wien und setzt sich seither mit der Frage auseinander, wie Innovation soziale Probleme lösen kann. Die Rolle von Technologie ist ihr ein besonderes Anliegen. Sie initiierte SEED, das innovative Projekte für Kinder aus benachteiligten Communitys fördert, und den Youth Hackathon.
Digitale Grundbildung für Schüler hält Torzicky, die bei den Technologiegesprächen in Alpbach zum Thema „Digitalität neu denken“sprach, für wichtig. Die Annahme, dass alle Kinder Digital Natives seien, sei ein Mythos. „Es gibt immer noch soziale Schichten, die keinen Computer zu Hause haben. Da gibt es vielleicht ein Smartphone, das wird aber meist nur dazu verwendet, eine WhatsApp zu schreiben“, sagt sie im SN-Gespräch.
Dass Menschen Computer als Werkzeug begreifen, das man programmieren kann, fände sie besonders wichtig. Die Möglichkeiten, die sich daraus ergäben, seien aber nur einem geringen Prozentsatz der Bevölkerung bewusst.
Den Einwand, dass nicht jeder einen „Draht“zu Computern und Technik habe, lässt sie nicht gelten. Beim Lesen sei das Talent wahrscheinlich genauso verteilt wie in technischen Dingen. „Da hat man sich jedoch auf den Standpunkt gestellt, dass das bis zu einem gewissen Grad jeder lernen kann.“Bei Technik sei es ähnlich. Die Frage müsse sein, was der Mindeststandard sei.
In der aktuellen Diskussion sieht Torzicky vor allem die Idee, Tablets, Computer und Software in die Klassen zu bringen. Die Begleitung der Lehrkräfte, die diese Werkzeuge anwenden, hält sie für besonders wichtig. Im Kern ist für sie die Digitalisierung ein Transformationsprozess. Der braucht Zeit und Gespür. Denn wenn Menschen Dinge anders machen sollen als vorher, dann muss man sie begleiten.
Sie selbst würde zuerst Beispielschulen aufbauen, die dann Vorbild für andere Schulen sind. Ihrer Meinung nach braucht nicht jedes Kind ein eigenes Tablet, denn die Geräte sind schnell veraltet. Das wäre langfristig zu teuer. Kinder sollen später auch nicht alles mit dem Computer machen. Computer sind ein Werkzeug von vielen. Für manches sind sie besonders gut geeignet, für an- deres überhaupt nicht. Das habe sie in vielen Schulen beobachtet, die sie international besucht habe. Welches Land Vorreiter sei, könne man nicht sagen. Digitalisierung funktioniere dort am besten, wo Teams gut zusammenarbeiteten.
Apropos zusammenarbeiten: Es gebe mittlerweile eine Vielzahl von Edupreneurs, die Lernsoftware entwickelten. Die wenigsten haben aber Zugang zu Schulen, wo diese Programme eingesetzt werden sollen. Hier müsse man es schaffen, Lehrer und Entwickler zusammenzubringen. Angeblich gibt es ein Naturgesetz in der Schule, wonach es zwanzig Jahre dauert, bis 80 Prozent der Lehrer eine neue Idee umsetzen. „Das muss bei Technologiethemen viel schneller werden.“
„Technische Basics kann jeder lernen.“Teresa Torzicky, Program Manager SEED