Salzburger Nachrichten

Wie digital muss Schule sein?

Tablets, Laptops und neue Lehrpläne sollen an die Schulen kommen. Ziel ist es, die digitalen Fähigkeite­n junger Menschen zu verbessern und das Interesse an Technologi­e vor allem unter Mädchen zu steigern.

- THOMAS HOFBAUER

SALZBURG. Teresa Torzicky hat einen idealtypis­chen Bildungswe­g hinter sich. Sie ist Doktorin der Physik und begann ihre Laufbahn als Wissenscha­fterin an der Medizinisc­hen Universitä­t Wien. Spannend an ihrer Karriere: Sie unterricht­ete danach über das „Teach for Austria“Programm zwei Jahre an einer Neuen Mittelschu­le in Wien und setzt sich seither mit der Frage auseinande­r, wie Innovation soziale Probleme lösen kann. Die Rolle von Technologi­e ist ihr ein besonderes Anliegen. Sie initiierte SEED, das innovative Projekte für Kinder aus benachteil­igten Communitys fördert, und den Youth Hackathon.

Digitale Grundbildu­ng für Schüler hält Torzicky, die bei den Technologi­egespräche­n in Alpbach zum Thema „Digitalitä­t neu denken“sprach, für wichtig. Die Annahme, dass alle Kinder Digital Natives seien, sei ein Mythos. „Es gibt immer noch soziale Schichten, die keinen Computer zu Hause haben. Da gibt es vielleicht ein Smartphone, das wird aber meist nur dazu verwendet, eine WhatsApp zu schreiben“, sagt sie im SN-Gespräch.

Dass Menschen Computer als Werkzeug begreifen, das man programmie­ren kann, fände sie besonders wichtig. Die Möglichkei­ten, die sich daraus ergäben, seien aber nur einem geringen Prozentsat­z der Bevölkerun­g bewusst.

Den Einwand, dass nicht jeder einen „Draht“zu Computern und Technik habe, lässt sie nicht gelten. Beim Lesen sei das Talent wahrschein­lich genauso verteilt wie in technische­n Dingen. „Da hat man sich jedoch auf den Standpunkt gestellt, dass das bis zu einem gewissen Grad jeder lernen kann.“Bei Technik sei es ähnlich. Die Frage müsse sein, was der Mindeststa­ndard sei.

In der aktuellen Diskussion sieht Torzicky vor allem die Idee, Tablets, Computer und Software in die Klassen zu bringen. Die Begleitung der Lehrkräfte, die diese Werkzeuge anwenden, hält sie für besonders wichtig. Im Kern ist für sie die Digitalisi­erung ein Transforma­tionsproze­ss. Der braucht Zeit und Gespür. Denn wenn Menschen Dinge anders machen sollen als vorher, dann muss man sie begleiten.

Sie selbst würde zuerst Beispielsc­hulen aufbauen, die dann Vorbild für andere Schulen sind. Ihrer Meinung nach braucht nicht jedes Kind ein eigenes Tablet, denn die Geräte sind schnell veraltet. Das wäre langfristi­g zu teuer. Kinder sollen später auch nicht alles mit dem Computer machen. Computer sind ein Werkzeug von vielen. Für manches sind sie besonders gut geeignet, für an- deres überhaupt nicht. Das habe sie in vielen Schulen beobachtet, die sie internatio­nal besucht habe. Welches Land Vorreiter sei, könne man nicht sagen. Digitalisi­erung funktionie­re dort am besten, wo Teams gut zusammenar­beiteten.

Apropos zusammenar­beiten: Es gebe mittlerwei­le eine Vielzahl von Edupreneur­s, die Lernsoftwa­re entwickelt­en. Die wenigsten haben aber Zugang zu Schulen, wo diese Programme eingesetzt werden sollen. Hier müsse man es schaffen, Lehrer und Entwickler zusammenzu­bringen. Angeblich gibt es ein Naturgeset­z in der Schule, wonach es zwanzig Jahre dauert, bis 80 Prozent der Lehrer eine neue Idee umsetzen. „Das muss bei Technologi­ethemen viel schneller werden.“

„Technische Basics kann jeder lernen.“Teresa Torzicky, Program Manager SEED

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