Samstagabend-Show mit Potenzial zum Overkill
Klotzen, nicht kleckern – das war die Devise des preußischen Strategieexperten Carl von Clausewitz (1780–1831), die zunächst beim Militär, später aber auch in der Wirtschaft und Kultur auf fruchtbaren Boden fiel. Etwa 200 Jahre später hat dieses Motto auch das Fernsehen erreicht.
Zunächst waren es die Kriminalserien, die mit möglichst vielen und immer prominenteren Namen auf Quotenjagd gingen. Inzwischen geht der Trend auch bei Unterhaltungsshows in diese Richtung. Einst war Thomas Gottschalk samt „Wetten, dass . .?“als Fernsehgott ausreichend. Doch dann mussten plötzlich Sendungen her, in denen nicht nur Thomas Gottschalk, sondern zusätzlich Günther Jauch als Magnet dienen und gemeinsam vor dem Quoten-Imperator im Wohnzimmer antreten musste.
Heute, Samstag, werden in diesem Sinne sozusagen endlich Nägel mit Köpfen gemacht: „Ich weiß alles!“(ORF eins, ARD) lautet die Devise im härtesten Quiz Deutschlands – so die Selbsteinschätzung. In drei Stufen geht es mindestens drei Stunden lang auf die Jagd nach 100.000 Euro. Die erwähnten Gottschalk und Jauch sind als Grundversorgung vertreten, dazu kommt Jörg Pilawa als Chefmoderator – und Armin Assinger darf in dieser Eurovision auch mitwirken. Sozusagen ein „Schlag den Raab“Marathon mit pazifistischem Besteck.
Das wichtigste Prinzip einer Samstagabendshow wird missachtet: Eine einfache, vom Zuschauer nachvollziehbare Struktur. Dagegen müssten die Duelle gegen Experten, gegen das Publikum und die Quizprofis schon sehr dynamisch verlaufen, um Längen zu vermeiden.
Bevor das nicht bewiesen ist, bleibt die Einschätzung, dass dieses Klotzen quirligen kleinen Shows wie „Gefragt – gejagt“(ARD-Vorabendprogramm) erst den Charme abkaufen muss. Jedenfalls sollte sich niemand wundern, falls dieses auf zunächst drei Folgen konzipierte Mega-Quiz als gepflegter Overkill in die Fernsehgeschichte eingeht.