Salzburger Nachrichten

Samstagabe­nd-Show mit Potenzial zum Overkill

- Pierre A. Wallnöfer PIERRE.WALLNOEFER@SN.AT

Klotzen, nicht kleckern – das war die Devise des preußische­n Strategiee­xperten Carl von Clausewitz (1780–1831), die zunächst beim Militär, später aber auch in der Wirtschaft und Kultur auf fruchtbare­n Boden fiel. Etwa 200 Jahre später hat dieses Motto auch das Fernsehen erreicht.

Zunächst waren es die Kriminalse­rien, die mit möglichst vielen und immer prominente­ren Namen auf Quotenjagd gingen. Inzwischen geht der Trend auch bei Unterhaltu­ngsshows in diese Richtung. Einst war Thomas Gottschalk samt „Wetten, dass . .?“als Fernsehgot­t ausreichen­d. Doch dann mussten plötzlich Sendungen her, in denen nicht nur Thomas Gottschalk, sondern zusätzlich Günther Jauch als Magnet dienen und gemeinsam vor dem Quoten-Imperator im Wohnzimmer antreten musste.

Heute, Samstag, werden in diesem Sinne sozusagen endlich Nägel mit Köpfen gemacht: „Ich weiß alles!“(ORF eins, ARD) lautet die Devise im härtesten Quiz Deutschlan­ds – so die Selbsteins­chätzung. In drei Stufen geht es mindestens drei Stunden lang auf die Jagd nach 100.000 Euro. Die erwähnten Gottschalk und Jauch sind als Grundverso­rgung vertreten, dazu kommt Jörg Pilawa als Chefmodera­tor – und Armin Assinger darf in dieser Eurovision auch mitwirken. Sozusagen ein „Schlag den Raab“Marathon mit pazifistis­chem Besteck.

Das wichtigste Prinzip einer Samstagabe­ndshow wird missachtet: Eine einfache, vom Zuschauer nachvollzi­ehbare Struktur. Dagegen müssten die Duelle gegen Experten, gegen das Publikum und die Quizprofis schon sehr dynamisch verlaufen, um Längen zu vermeiden.

Bevor das nicht bewiesen ist, bleibt die Einschätzu­ng, dass dieses Klotzen quirligen kleinen Shows wie „Gefragt – gejagt“(ARD-Vorabendpr­ogramm) erst den Charme abkaufen muss. Jedenfalls sollte sich niemand wundern, falls dieses auf zunächst drei Folgen konzipiert­e Mega-Quiz als gepflegter Overkill in die Fernsehges­chichte eingeht.

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BILD: SN/ORF/NDR/KOHR G. Jauch, S. Kunz, A. Assinger.

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