Wie viel Sinn hat Supervision?
Supervisoren fördern die Gesundheit am Arbeitsplatz – das zeigt nun eine Studie.
Herausforderungen finden sich am Arbeitsplatz häufig nicht zu knapp. Das Projekt kommt einfach nicht in die Gänge, der Kollege fühlt sich ausgeschlossen und der Klient strapaziert mit seinem Verhalten die Nerven. Nicht erst, wenn die Hütte bereits brennt, empfiehlt sich eine regelmäßige Supervision – das besagt eine aktuelle Studie der Fachhochschule Oberösterreich. Laut ihr soll Supervision, also die professionelle Begleitung durch entsprechend ausgebildete Psychologen, die Gesundheit der Arbeitnehmer entscheidend unterstützen. Worum geht es bei der Supervision? „In der Hauptsache geht es darum, das zu reflektieren, was in der Arbeit passiert“, erklärt der Salzburger Supervisor August Heidl, „gemeinsam wird dann über alle Themen gesprochen, die im Arbeitskontext relevant sind. Dabei kommt ganz konkret zur Sprache, was hier zum Beispiel gerade Probleme bereitet.“Von der Psychotherapie grenze sich die Supervision dabei deutlich ab, „während die Psychotherapie auf die psychische Genesung abzielt, geht es in der Supervision um die Klärung von Konflikten. Mitarbeiter und Führungskräfte sollen hier gezielt bei ihrer Arbeit unterstützt werden.“
Die Wirkung der Supervision auf Arbeitnehmer untersuchte die FH Oberösterreich anhand von „Jugend am Werk Linz“, einem gemeinnützigen Unternehmen im Sozialbereich mit zwölf Standorten und rund hundert Mitarbeitern. 63 Prozent der Mitarbeiter bewerteten den Beitrag von Supervision zur psychischen Gesundheit als „sehr gut“oder „gut“. Bei jenen Mitarbeitern, die diese Beratungsform intensiver nutzen, steigt die Zustimmung sogar auf 70 Prozent. Auch die Führungskräfte von „Jugend am Werk“kamen in der Studie bei Interviews zu Wort und waren sich einig: Sowohl Psychohygiene als auch Gesundheitsprophylaxe sehen sie durch die Supervision verbessert. „Manchmal haben sich Gedankenkreisel eingeschlichen“ „Reflexion ist ein Muskel, entweder ich trainiere ihn oder ich lasse ihn brachliegen“, sagt Heidl, „die Supervision hilft dabei, eben diesen Muskel zu trainieren und die Gedanken dabei zu sortieren und zu ordnen.“ Es sei seine Aufgabe als Supervisor, zu stabilisieren – aber auch zu irritieren. „Manchmal haben sich ,Gedankenkreisel‘ eingeschlichen, aus denen Menschen leichter herausfinden, wenn man sie dazu bringt, eine andere Perspektive einzunehmen. Das irritiert zunächst, ist aber hilfreich.“
Auch die Arbeitspsychologin Silvia Huber vom AMD, Zentrum für gesundes Arbeiten in Salzburg, sieht in der Supervision eine entscheidende Strategie zur betrieblichen Gesundheitsförderung. „Gerade für Betriebe mit Kundenverkehr oder im Sozialbereich empfiehlt sich die regelmäßige Supervision – beispielsweise alle zwei Monate“, sagt Huber. Man schaffe so einen Raum, um sich über Berufliches auszutauschen und auch über damit verbundene Gefühle zu sprechen. „Es tut der Gesundheit und der Psychohygiene gut, über die eigenen Emotionen zu reflektieren und gemeinsam offen über diese zu sprechen. Das ist eben auch im Arbeitskontext wichtig“, sagt Huber. Es sei schade, dass sich viele Unternehmen und Organisationen nicht über den Wert der Supervision bewusst seien, „diese Unterstützung und Begleitung ist nicht etwa als kulante Geste, sondern als wirtschaftliches Erfordernis für viele Betriebe anzusehen“. Auch weitere Vorteile der Supervision zeichneten sich in der Studie ab: So nannten es die Mitarbeiter von „Jugend am Werk Linz“, die räumlich weit verteilt agieren, als einen Vorteil, bei den Beratungsgesprächen zusammenzukommen und sich besser kennenzulernen. Das diene nicht nur der Vernetzung, sondern auch der Kräftigung des Team-Gefühls. „Das Wichtigste ist die Regelmäßigkeit“ Für Unternehmen leitet die Studie konkrete Tipps ab: Besonders wichtig sei es, dass sich die Mitarbeiter ihre Sitzungen selbstständig einteilen können. Auch die Möglichkeit, Einzelsitzungen in Anspruch zu nehmen, wird empfohlen, da sich berufliche Probleme so häufig persönlicher klären ließen. „Das Wichtigste ist aber, dass die Sitzungen regelmäßig erfolgen“, bekräftigt Huber.