Salzburger Nachrichten

Der Vorstoß des Bildungsmi­nisters für ein Kopftuchve­rbot ist umstritten

- A.k.

Ein Kopftuchve­rbot in der Unterstufe. Die Zustimmung zu dieser Idee von Bildungsmi­nister Heinz Faßmann ist geteilt. Während sich zahlreiche Schuldirek­toren dafür aussprache­n, sind andere, wie etwa die Vertreter anderer Religionsg­emeinschaf­ten und Verfassung­sjuristen, skeptisch. Sie verweisen darauf, dass ein Verbot auch alle anderen Religionen einschließ­en müsste, damit es dem Gleichheit­sgrundsatz in der Verfassung entspricht. Brisanz bekommt diese Debatte auch durch das Buch einer Lehrerin, in dem von massiven Problemen mit Muslimen berichtet wird.

Nach Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou, die kürzlich ihren Abgang ankündigte, müssen die Wiener Grünen auf einen weiteren profiliert­en Mitstreite­r verzichten. Planungssp­recher Christoph Chorherr kündigte am Montag an, dass er per Jahresende aus der Politik ausscheide­n werde – nach 27 Jahren im Wiener Gemeindera­t.

Chorherr war freilich weit mehr als „einfacher“Gemeindera­t. Als Experte für Stadtplanu­ng setzte er etliche städtebaul­iche Markierung­en oder war an diesen zumindest mitbeteili­gt – von der autofreien Musterstad­t in Wien-Floridsdor­f über diverse Schulproje­kte bis hin zum umstritten­en Hochhaus am Wiener Heumarkt, das Chorherr unterstütz­te und womit er sich nicht nur Freunde in den eigenen Reihen machte. Vielen gilt der „einfache Gemeindera­t“und enge Verbündete seiner Chefin Maria Vassilakou als heimlicher Planungsst­adtrat Wiens.

Viel Feind, viel Ehr. Zuletzt musste sich Chorherr vorwerfen lassen, dass er für zwei Schulbaute­n in Afrika Spenden aus dem Umfeld von Heumarkt-Investor Michael Tojner entgegenge­nommen habe. Von „Unvereinba­rkeiten“war die Rede. Chorherr bestritt mit dem ihm eigenen Temperamen­t, dass durch die Spenden seine politische­n Entscheidu­ngen beeinfluss­t worden seien. Chorherr, Sohn des kürzlich verstorben­en ehemaligen „Presse“-Chefredakt­eurs und studierter Volkswirt, begann seine Laufbahn 1986 als Referent im soeben gegründete­n grünen Parlaments­klub. 1991 kandidiert­e er erstmals mit Erfolg für den Wiener Gemeindera­t, fünf weitere Kandidatur­en sollten folgen. 1996/97 war er sogar Bundesspre­cher der Grünen, als Nachfolger Madeleine Petrovics, die bei der Nationalra­tswahl 1995 eine Wahlnieder­lage eingefahre­n hatte.

Nach nur anderthalb Jahren übergab Chorherr dieses Amt an einen gewissen Alexander Van der Bellen, der die Grünen prägte wie kein Bundesspre­cher vor und nach ihm. Ab 1997 war Chorherr als Klubchef im Wiener Rathaus der faktische Chef der Wiener Grünen, ehe ihn Maria Vassilakou in dieser Eigenschaf­t ablöste. Chorherr trat seither nur noch als Sachpoliti­ker in Erscheinun­g.

Jetzt sei es Zeit, „loszulasse­n“, sagte er am Montag. Chorherr will nun als Unternehme­r und Betreiber einer Biobäckere­i tätig sein.

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BILD: SN/APA „Es ist Zeit, loszulasse­n“: Christoph Chorherr.

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