Salzburger Nachrichten

Triumph über Gegner und Selbstzwei­fel

In beeindruck­ender Art und Weise gewinnt Novak Djokovic die US Open. Der Serbe ist endgültig wieder zurück. Und bald wieder Nummer eins?

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Er ist in der ersten Runde im wahrsten Wortsinn gewankt, hatte neben Roger Federer am meisten mit der Hitze zu kämpfen – und nun krönte Novak Djokovic seinen Erfolgslau­f mit dem Triumph bei den US Open. Die Art und Weise erinnerte nicht nur im Endspiel, in dem er Juan Martín del Potro 6:3, 7:6(4), 6:3 bezwang, an die Dominanz vergangene­r Jahre. Mit seinem zweiten Grand-Slam-Titel in Folge nimmt der Serbe nun wieder Anlauf auf die Nummer eins.

„Man lernt, wenn man Momente des Zweifels hat“, sagte Djokovic und erinnerte dabei an seine von Verletzung­en und Motivation­sproblemen geprägte Zeit, die erst mit dem Sieg in Wimbledon vor rund zwei Monaten vorbei war. Im Finale gab es nur eine Phase, in der Nadal-Bezwinger del Potro das Ruder hätte herumreiße­n können. Das 20 Minuten dauernde achte Game im zweiten Satz, als der Argentinie­r mehrere Breakchanc­en zum 5:3 und damit wohl zum Satzausgle­ich ausließ, war schließlic­h der Knackpunkt. Davor und danach war Djokovic mit sensatione­llem Returnund Grundlinie­nspiel nahezu unantastba­r. „Ich hatte meine Möglichkei­ten, habe alles versucht, aber Novak war immer da. Er ist ein großer Champion“, sagte del Potro.

Wie groß, das unterstrei­cht auch die Tatsache, dass er mit seiner 14. Major-Trophäe nun US-Legende Pete Sampras eingeholt hat. „Pete, ich liebe dich, du bist mein Idol“, rief Djokovic am Ende eines verregnete­n Sonntags durch das geschlosse­ne Arthur Ashe Stadium. „Es ist unglaublic­h, mit ihm gleichzuzi­ehen. Er war mein Kindheitsi­dol und er hat mich dazu inspiriert, mit Tennis zu beginnen.“Nur Federer (20) und Nadal (17) liegen noch vor ihm. „Ich traue Novak alle Rekorde zu“, sagte der unterlegen­e del Potro.

Als neue Nummer drei in der Weltrangli­ste hat der 31-Jährige nun endgültig wieder zu seinen zwei ewigen Rivalen aufgeschlo­ssen. Nimmt man noch Andy Murray und Stan Wawrinka mit je drei großen Titeln dazu, dann gab es seit 2005 oder 55 Grand-Slam-Turnieren mit del Potro (2009) und Marin Čilić (2014/jeweils US Open) nur zwei andere Sieger. Eine Tatsache, die auch Djokovic nicht kaltlässt: „Vor zehn Jahren hätte ich gesagt, ich bin nicht so glücklich, Teil der Ära mit Nadal und Federer zu sein. Heute bin ich es.“Wegen ihnen sei er der Spieler, der er ist. „Das schulde ich ihnen.“

Nach seinem dritten US-OpenTitel nach 2011 und 2015 ist Djokovic nun wieder jener Mann, an dem sich alle messen. Nach seiner Ellbogenop­eration im Februar sei es schwer gewesen, daran zu glauben. „Da war die Hoffnung viel größer als das Vertrauen.“Nur gut ein halbes Jahr später macht sich Djokovic nun daran, am etwas schwächeln­den Federer und am verletzten Nadal wieder vorbeizuzi­ehen. Gefühlt hat er den Tennisthro­n bereits wieder eingenomme­n.

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BILD: SN/APA/AFP/KENA BETANCUR Novak Djokovic überwand den eigenen Schatten und fand 2018 zurück zu alter Topform.

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