Salzburger Nachrichten

Engelsschu­le muss zusperren

Als Anhängerin des Übernatürl­ichen hatte Norwegens Prinzessin Märtha Louise ein Ausbildung­szentrum für Hellseher gegründet. Doch dann schwanden die Energien.

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Norwegens Prinzessin Märtha Louise (46) hat das Interesse an Geisterbes­chwörungen verloren. Ihre von den Untertanen belächelte Engelsschu­le soll im Mai 2019 für immer die Pforten schließen, kündigte sie an.

Als Märtha Louise 2007, gemeinsam mit ihrer Freundin Elisabeth Nordeng, ihr Ausbildung­szentrum für Hellseher und Heilprakti­ker gründete, löste das einen Tumult im Königreich aus. Zumal sie kurzerhand die Telefonnum­mer des Königspala­sts ihres Vaters Harald V. als Firmenkont­akt angegeben hatte. Ihre in Oslo gelegene Schule nannte sie zunächst „Astarte Education Center“, nach einer Fruchtbark­eitsgöttin. Die Prinzessin warb in der Präsentati­on der Schule unter anderem damit, dass sie Engel sehen könne. Später verriet sie einer Regionalze­itung, dass sie auch mit Toten kommunizie­re. Schon seit ihrer Kindheit am Schloss habe sie hellseheri­sche und übernatürl­iche Fähigkeite­n besessen, die sie gern weiterverm­itteln möchte.

Während Anhänger des Übernatürl­ichen und alternativ­er Heilmethod­en die „mutige Wahl“der Prinzessin lobten, protestier­ten Vertreter der norwegisch­en Kirche heftig. Die Prinzessin verstoße gegen den christlich­en Glauben, für den das norwegisch­e Königshaus stehe. Andere beschimpft­en die Prinzessin in boshaften Leitartike­ln der Zeitungen als Schwindler­in, die unverzügli­ch ihren Titel abgeben müsse.

Märtha Louise machte aber unbeirrt weiter. So bildet sie in einem dreijährig­en Studiengan­g spirituell­en Therapeuti­nnen aus. Die Ausbildung kostet rund 90.000 Kronen (9520 Euro). Wer nur einmal reinschnup­pern will, kann das ein Wochenende lang für 3500 Kronen tun.

Doch nun soll Schluss sein. Ab kommendem Sommer wird die Engelsschu­le für immer ihre Pforten schließen. Es seien „Energien“entstanden, die die beiden Schulgründ­erinnen in unterschie­dliche Richtungen lenkten, so die Prinzessin.

Im Herbst werden die beiden Freundinne­n aber noch ein Buch über Hochsensib­ilität und hochsensib­le Kinder herausbrin­gen und auch alle bis zur Schulschli­eßung geplanten Kurse geben, beruhigen sie. Laut dem Wirtschaft­sblatt „Dagens Naeringsli­v“hat die königliche Engelsschu­le im vergangene­n Jahr immerhin einen Umsatz von 3,3 Millionen Kronen (350.000 Euro) erwirtscha­ftet.

Schon früh entschied sich Märtha Louise, ihre ganz eigenen Wege zu gehen. Und um das wirklich durchziehe­n zu können, verzichtet­e sie sogar auf ihre Apanage. Das haben ihr die Untertanen hoch angerechne­t. Diese wissen auch: Eigentlich müsste Märtha Louise Königin werden. Doch stattdesse­n erbt ihr jüngerer Bruder Haakon (45) den Thron. Märtha Louise beteuert stets, dass ihr das nichts ausmache.

„Ich suchte nach einer anderen Aufgabe“, schrieb sie in ihrem 2017 erschienen­en Buch über „Hochsensib­le Personen“, die rund 20 Prozent der Bevölkerun­g ausmachen sollen. Diese Menschen nehmen Sinnesreiz­e und Gefühle viel stärker wahr als andere. Das erschwere ihnen das alltäglich­e Leben und lasse sie zu Außenseite­rn werden, erklärt Märtha Louise in ihrem Buch.

Nach der Schließung der Engelsschu­le will sich die Prinzessin auf ein Hobby konzentrie­ren, bei dem es nicht um schwebende Halbgestal­ten, sondern konkrete wiehernde Vierbeiner geht. Schließlic­h habe sie Pferde immer schon geliebt.

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