Nazi-Relikte können auf dem Hauptplatz entsorgt werden
Im Programm des steirischen herbstes ist die Aufteilung in Kunstsparten aufgehoben. Das Publikum erhält Speibsackerl.
Ein Kinderchor und ein Streichorchester sind die Zutaten, mit denen das slowenische Kollektiv Laibach das „Sound of Music“Thema bearbeiten wird. Wer Laibach kennt, weiß, dass es in ihrer Version des Broadway- und Kinostoffs keinen Platz für Lieblichkeit und rührselige Vergangenheitsverklärung geben wird. Mit der Weltpremiere der „Musikperformance“wird am Donnerstagabend auf der Schloßbergbühne Kasematten der steirische herbst eröffnet.
Im ersten Jahr nach der ins Wiener Rathaus übersiedelten Langzeit-Intendantin Veronica KaupHasler ist vieles neu im steirischen herbst. Das Erscheinungsbild stammt vom slowenischen Designerkollektiv Grupa EE und ist ob seiner durchgestrichenen Worte und Zahlen markant. Ein neuer Festivalpass ermöglicht um 29 Euro Zutritt zu vielen Veranstaltungen.
Das herbst-Programm gliedert sich unter der neuen Intendantin Ekaterina Degot in einen von ihr und ihrem Team kuratierten Kernbereich sowie in ein Begleitprogramm. Der Kernbereich umfasst Arbeiten von rund 30 Kunstschaffenden, Teams und Künstlergruppen, eine Einteilung in Sparten findet sich nicht mehr im Programm. „Sparten sind tabu“, sagt Intendantin Degot, die darauf Wert legt, dass mehr als 90 Prozent der Arbeiten Auftragsarbeiten sind. Viele Projekte sind politisch orientiert, als Beispiel sei das Projekt „Withdrawing Adolf Hitler from a Private Space“des japanischen Künstlers Yoshinori Niwa genannt. Über Zeitungsinserate wurde die Bevölkerung aufgerufen, geerbte Relikte aus der NSZeit in einem Container auf dem Grazer Hauptplatz zu entsorgen.
Die deutsche Künstlerin Henrike Naumann wiederum malt sich in einer Design-Store-Installation aus, welche „ungeahnten Möglichkeiten des Konsums“sich ergeben hätten, wenn Österreich sich 1990 dem wiedervereinigten Deutschland angeschlossen hätte. Und Ivan Vyrypaev, Schriftsteller, Schauspieler und Regisseur aus Russland, lädt zum Theaterstück „The Iran Conference“: Das Gespräch über den Kampf „zwischen Allah und CocaCola“entlarvt viele Stereotype.
Ekaterina Degot versteht das Programm als „erweiterte Großausstellung“, die sich über viele unterschiedliche Orte in Graz erstreckt. Der steirische herbst will pointierter, politischer, aber auch humorvoller werden. Im herbst-„Büro der offenen Fragen“liegen Speibsackerl mit der Aufschrift: „Panikattacke“. Festival: