Marco Rose kehrt zum Arbeiten in seine Heimat zurück
Für den Trainer von Red Bull Salzburg ist das morgige Gastspiel bei RB Leipzig in doppelter Hinsicht besonders.
Die Dienstreise, die Marco Rose heute gemeinsam mit seiner Mannschaft antreten wird, ist nicht wie jede andere. Der Bullen-Trainer kennt den Weg von Salzburg nach Leipzig beinahe inund auswendig, ist er in den vergangenen Jahren doch regelmäßig zwischen seinem Arbeitgeber und seiner Familie in seiner Heimatstadt Leipzig gependelt. Aber diesmal ist Rose nicht voller Vorfreude auf ein paar private Stunden mit seiner Lebensgefährtin Nikola Pietzsch, einer ehemaligen deutschen Handball-Nationalspielerin, und seiner zehnjährigen Tochter. Sein Fokus gehört allein dem Fußball.
„Es ist schön, nach Hause zu kommen, aber ich bin zum Arbeiten dort“, meinte Rose im Hinblick auf das Europa-League-Spiel morgen, Donnerstag, bei RB Leipzig, das für den Trainer in doppelter Hinsicht ein besonderes ist: Einerseits ist das deutsche Red-Bull-Pendant zum ersten Mal in einem Bewerbsspiel Gegner von Red Bull Salzburg, andererseits hat Roses Fußballkarriere ebendort begonnen. Zu DDR-Zeiten spielte der heute 42-Jährige im Nachwuchs bei Rotation Leipzig und Lokomotive Leipzig, aus dem nach der Wende der VfB Leipzig wurde, der nach einer Insolvenz inzwischen wieder Lok Leipzig heißt. Im Schnitt ein Mal im Monat kommt Rose in „seine Stadt“, dennoch ist er bemüht, aus dem Auftaktspiel der Europa-LeagueGruppenphase nicht mehr zu machen, als es ist: „Es ist ein Fußballspiel. Wir haben eine Gruppe zugelost bekommen, in der wir uns durchsetzen wollen. Und ein Gegner davon ist eben Leipzig.“Nachsatz: „Dass das ein spezieller Gegner für uns ist, ist aber auch klar.“
Mit der Rollenverteilung, wie sie in der Öffentlichkeit weitgehend wahrgenommen wird, RB Leipzig als vermeintlicher Profiteur des „Selbstbedienungsladens“Red Bull Salzburg, kann Rose allerdings nicht viel anfangen: „Wir haben überhaupt nicht das Gefühl, dass wir uns emanzipieren müssten. Wir haben vor allem letzte Saison (Europa-League-Halbfinale, Anm.) unsere eigene Geschichte geschrieben.“
Als Coach hat der Gerechtigkeitsfanatiker Rose hohe Ansprüche an sich selbst, fordert aber im Gegenzug auch viel ein. War er während seiner eigenen Spielerkarriere manchmal jähzornig bis cholerisch, strahlt der im Freundeskreis als loyal geltende Sachse jetzt Ruhe und Souveränität aus. Auch das erneute Scheitern in der Champions-League-Qualifikation nimmt er eher als Motivation denn als Rückschlag. Sein Team folgt ihm bedingungslos. Von einer Herbst-Depression ist nach dem unglücklichen Aus gegen Roter Stern Belgrad keine Spur.
Für seinen Traum vom Trainer-Dasein geben Marco Rose und seine Familie jedoch auch viel auf. „Es ist nicht einfach, aber wir haben uns für dieses Lebensmodell entschieden, und bisher läuft es sehr gut. Ich bin stolz auf meine Mädels, wie sie das machen“, sagte Rose in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur vor dem Abflug. Heim nach Leipzig.