Der Umbau der Banken
Digitale Plattformen werden von den Kunden bevorzugt. Vor allem wenn alle Aktivitäten an einem „Ort“gebündelt werden. Wer bei dieser Entwicklung zu spät kommt, muss mit erheblichen Problemen rechnen.
Auf die heimischen Banken kommen derzeit viele Herausforderungen zu. Das reicht von der Blockchain-Technologie bis zur Digitalisierung. Online-Banking ist ohnehin inzwischen Standard, das geht via App von jedem Handy aus. Aber auch Plattformen im Internet, die einerseits digitale Vermögensverwaltung anbieten, etwa die Salzburger Spängler-Bank, als auch Finanzierungsvermittler bieten ihre Dienste an. Diese Entwicklung läuft nicht nur in Österreich, sondern schon länger und intensiver in den anderen westlichen Ländern.
Wer heutzutage in Deutschland eine Bankfiliale betritt, trifft kaum noch auf Kunden. „Weg von der klassischen Filiale, hin zu digitalen Plattformen“lautet deshalb die Forderung von Verbrauchern, wie eine bevölkerungsrepräsentative Studie der auf Finanzdienstleister spezialisierten Unternehmensberatung Cofinpro unter 2000 Deutschen zeigt.
Mehr als 75 Prozent aller Befragten finden demnach eine digitale Banken-Plattform attraktiv oder sogar sehr attraktiv. Selbst bei den über 50-Jährigen liegt die Zustimmungsquote bei 73 Prozent. Selbst das Bildungsniveau macht keinen Unterschied mehr: Bei Befragten sowohl mit als auch ohne Hochschulabschluss steht die Plattform gleichermaßen hoch im Kurs. „Das Ergebnis ist mehr als eindeutig, erstaunt aber nicht“, lautet das Fazit von Christine Martin, Vorstand der Bankenberatung Cofinpro: „Denn für die Verbraucher sind digitale Plattformen längst etwas Vertrautes geworden. Sie shoppen regelmäßig bei Amazon oder Ebay, kennen die Vorteile und schätzen die Bequemlichkeit.“
Doch was muss eine Plattform bieten, damit sie für die Kunden attraktiv ist? Für 45 Prozent der Befragten ist die Bündelung aller Konten an einem Ort von zentraler Bedeutung. Ob Girokonto, Kreditkarte, Bausparkassenvertrag oder PayPal – alles muss zusammen sichtbar sein. Zudem wünschen sich 39 Prozent eine Übersicht zu Verträgen und laufenden Kosten, zum Beispiel für Strom, Telefon oder Gas. Das bieten inzwischen viele Banken und das gibt ihnen auch die Möglichkeit, aktiv auf die Kunden zuzugehen und attraktive Angebote zu legen.
„Mit solchen Leistungen können die Banken ihre Kunden durchaus fesseln, also zu häufigen Besuchen animieren“, sagt Christine Martin. „Wer damit als Erstes aufwartet, hat große Vorteile gegenüber Nachzüglern.“Denn die Kunden würden sich nur für eine einzige Plattform entscheiden. Nachzügler laufen deshalb Gefahr, den direkten Kontakt zum Kunden zu verlieren.
„Gerade Retailbanken und Sparkassen brauchen einen neuen, zentralen Ort, über den sie Produkte und Dienstleistungen vorstellen und erklären können“, erklärt die Expertin. Damit ein solcher angenommen wird, muss er dem Kunden Auswahl, Mehrwert und Glaubwürdigkeit bieten. „Bankeigene Produkte werden dabei – auch wenn es wehtun mag – abgerundet durch Angebote anderer Dienstleister. Auf dieser Grundlage kann das Verhältnis zwischen Bank und Kunde auch im digitalen Zeitalter neu gedeihen.“