Müllsammeln wird Trendsport
2400 Kilo Mist landen jährlich an der Salzach. Viele regt das auf, einige tun etwas dagegen. Jetzt sammeln die Ersten beim Joggen Müll.
Wenn Christian Dackau spazieren geht, bleibt er alle zwei Meter stehen. „Sehen Sie, da liegt Müll.“Der Begleiterin wäre das nicht aufgefallen. So gehe es vielen Salzburgern, sagt der 36-jährige Hallwanger. „Sie sagen, bei uns ist es sauber. Doch das ist nur so, weil der Magistrat den Mist einsammelt.“
Jährlich heben Magistratsmitarbeiter 31.000 Verpackungen, Dosen, Flaschen, Papier auf. Das sind 2400 Kilo Mist – allein zwischen Pioniersteg und Staatsbrücke. Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP): „Eine saubere Umwelt ist für eine Tourismusdestination wichtig. Es muss unser Anliegen sein, das Problem in den Griff zu bekommen.“Ab 2019 müssen bei Veranstaltungen mit mehr als 600 Besuchern 80 Prozent Mehrweg ausgegeben werden.
Das allein helfe wenig, sagt Dackau. Er hat vergangenen Samstag „Plogging“organisiert: Der Begriff kombiniert Joggen und Plocka, das schwedische Wort für Aufräumen. Denn aus Nordeuropa kommt der Trend, bei dem Sportler sich mit Handschuhen und Warnweste bewaffnen und joggend Müll einsammeln. „Am Mönchsberg haben die 16 Teilnehmer auf vier Kilometern 270 Kilo Müll gefunden.“Das sind fast 17 Kilo pro Person.
Salzburgs Grüne fordern das Umweltministerium auf, ein Pfandsystem einzuführen. „Einwegverpackungen verleiten uns zum gedankenlosen Wegwerfen“, sagt Klubobfrau Martina Berthold. In Deutschland würden 95 Prozent der Pfand-Getränkeverpackungen recycelt. Auch Preuner will, dass auf Bundesebene offen darüber diskutiert werde.
Dackau glaubt nicht, dass Pfand die Lösung ist. „Wir finden Sechsertragerl mit Bierflaschen. Den Leuten ist das egal.“Was also tun? „Wir brauchen mehr Vorbil-
der, die die Natur für unsere Kinder sauber halten wollen.“
Karin Kohlmayr ist die Wirtin der Gaisbergspitze. Zwei Mal im Jahr organisiert sie eine Müllsammelaktion. Bei den Wanderwegen finden die Helfer kaum etwas, entlang der Straße dafür BH, Kondome und Flaschen. „Für mich ist es eine Frage der Erziehung. Meine Kinder sind erschüttert, wenn jemand etwas auf den Boden schmeißt“, sagt die Wirtin.
Die Pächterin der Rauchenbühelhütte am Gaisberg, Sophia Burtscher, bringt einen Vorschlag aus Wien: Auf der Donauinsel sprechen Gemeindebedienstete mit den Menschen, ohne Sanktionen. Sie erklären, dass Müll in die Natur zu werfen nicht okay ist. „Ich finde, das Konzept hat Zukunft.“