Verletzliche Frau, dominante Männer
„Mehr Licht“sollen Goethes letzte Worte gewesen sein. „Licht“heißt die erste historische Arbeit der Wiener Regisseurin Barbara Albert. Auch bei ihr geht es um das Augenlicht, den wichtigsten Sinn des Menschen. Den Selbstbestimmungskampf der blinden Pianistin Maria Theresia Paradis im Wien des Jahres 1977 gestaltete Drehbuchautorin Kathrin Resetarits nach dem Debütroman von Alissa Walser („Am Anfang war die Nacht Musik“, 2010), einer Tochter von Martin Walser.
Paradis, eine Zeitgenossin Mozarts, ist in früher Kindheit erblindet. In der Wiener Gesellschaft jener Zeit hat die 18-Jährige geringen Stellenwert – wie Kinder im Allgemeinen und Frauen im Besonderen. Marias Wille gilt nichts, der ihres Vaters alles. Nach vielen erfolglosen Behandlungen stellt der umstrittene Arzt Franz Anton Mesmer („Mesmerisieren“) ihr Seh- und Riechvermögen mittels eines unbestimmten Fluidums ansatzweise wieder her. Der Preis ist hoch: Marias pianistische Hochbegabung schwindet, der arrogante Vater ist empört, fürchtet aber vor allem um sein eigenes Ansehen.
Devid Striesow glänzt als wunderheilender Mesmer, Maria Dragus vermittelt den Zwiespalt der sich vor allem durch ihre Fähigkeiten definiert fühlenden Maria. Buhlschaft Stefanie Reinsperger gibt eine Köchin. Fazit: Nicht entschlossen genug für einen großen Wurf, aber ein bemerkenswertes Filmerlebnis.