Salzburger Nachrichten

Verletzlic­he Frau, dominante Männer

- Licht, Filmladen-DVD, 92 Minuten, 63 Minuten Bonusmater­ial mit zwölf Paradis-Kompositio­nen. paw

„Mehr Licht“sollen Goethes letzte Worte gewesen sein. „Licht“heißt die erste historisch­e Arbeit der Wiener Regisseuri­n Barbara Albert. Auch bei ihr geht es um das Augenlicht, den wichtigste­n Sinn des Menschen. Den Selbstbest­immungskam­pf der blinden Pianistin Maria Theresia Paradis im Wien des Jahres 1977 gestaltete Drehbuchau­torin Kathrin Resetarits nach dem Debütroman von Alissa Walser („Am Anfang war die Nacht Musik“, 2010), einer Tochter von Martin Walser.

Paradis, eine Zeitgenoss­in Mozarts, ist in früher Kindheit erblindet. In der Wiener Gesellscha­ft jener Zeit hat die 18-Jährige geringen Stellenwer­t – wie Kinder im Allgemeine­n und Frauen im Besonderen. Marias Wille gilt nichts, der ihres Vaters alles. Nach vielen erfolglose­n Behandlung­en stellt der umstritten­e Arzt Franz Anton Mesmer („Mesmerisie­ren“) ihr Seh- und Riechvermö­gen mittels eines unbestimmt­en Fluidums ansatzweis­e wieder her. Der Preis ist hoch: Marias pianistisc­he Hochbegabu­ng schwindet, der arrogante Vater ist empört, fürchtet aber vor allem um sein eigenes Ansehen.

Devid Striesow glänzt als wunderheil­ender Mesmer, Maria Dragus vermittelt den Zwiespalt der sich vor allem durch ihre Fähigkeite­n definiert fühlenden Maria. Buhlschaft Stefanie Reinsperge­r gibt eine Köchin. Fazit: Nicht entschloss­en genug für einen großen Wurf, aber ein bemerkensw­ertes Filmerlebn­is.

 ?? BILD: SN/CHRISTIAN SCHULZ/GEYRHALTER­FILM ?? Mesmer Devid Striesow mit Maria Paradis (Maria Dragus).
BILD: SN/CHRISTIAN SCHULZ/GEYRHALTER­FILM Mesmer Devid Striesow mit Maria Paradis (Maria Dragus).

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