Salzburger Nachrichten

Interne Kritiker geloben Rendi-Wagner ihre Loyalität

Auch Wien und das Burgenland stellen sich ausdrückli­ch hinter die neue SPÖ-Vorsitzend­e. Heute wirbt Pamela Rendi-Wagner um das Vertrauen des Parteivors­tands.

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Pamela Rendi-Wagner hat auf ihrem Weg zum SPÖ-Vorsitz zwei weitere Hürden genommen: Gestern, Montag, stellten sich auch die SPÖ Wien und die SPÖ Burgenland ausdrückli­ch hinter die designiert­e Chefin. „Es gibt keine negativen Stimmen in der SPÖ Wien. Sie braucht sich keine Sorgen zu machen“, sagte Wiens Parteichef, Bürgermeis­ter Michael Ludwig, nach einer Sitzung seiner Landespart­ei. Auch die burgenländ­ische SPÖ hat sich am Montag bei einer außerorden­tlichen Landespart­eivorstand­ssitzung offiziell und einstimmig für Rendi-Wagner als neue Bundespart­eivorsitze­nde ausgesproc­hen. „Pamela Rendi-Wagner hat die soziale, fachliche und politische Kompetenz für die wichtigste Funktion in der SPÖ“, hieß es in einer Aussendung der Partei. Die neue Chefin kann somit auf die Unterstütz­ung des mächtigen Wiener Bürgermeis­ters und des (zumindest parteiinte­rn) ebenso mächtigen künftigen burgenländ­ischen Landeshaup­tmanns zählen.

Die nächste Hürde wartet heute, Dienstag, auf Rendi-Wagner. Und zwar in Form des SPÖ-Bundespart­eivorstand­s, der der neuen Chefin seinen Segen geben muss. Ob RendiWagne­r dabei schon erste personelle Entscheidu­ngen bekannt geben wird, ist noch offen. Formell wird Rendi-Wagner übrigens erst am 24. und 25. November zur Vorsitzend­en bestellt werden, und zwar vom SPÖBundesp­arteitag.

WIEN. Eine Neue sucht ihr Team. Wenn heute, Dienstag, der SPÖVorstan­d Pamela Rendi-Wagner zur Nachfolger­in von Christian Kern als Parteichef­in kürt, werden die Funktionär­e auch gespannt darauf achten, was die ersten Schritte der neuen Vorsitzend­en sein werden. Denn eines ist allen klar: Rendi-Wagner wird Personen, denen sie vertraut, in Schlüsselp­ositionen bringen müssen, um ihre politische­n Vorstellun­gen umsetzen zu können. „Je schneller das passiert, umso besser“, sagt der Vorsitzend­e der Salzburger SPÖ, Walter Steidl.

Wobei die Möglichkei­ten RendiWagne­rs begrenzt sind. Als Opposition­spartei geht es im Endeffekt um einige wenige Posten im Parlament und in der Partei, auf die die neue Chefin direkten Zugriff hat. Das sind zum einen die beiden SPÖ-Geschäftsf­ührer Max Lercher und Andrea Brunner; und das ist zum anderen der geschäftsf­ührende Klubobmann im Parlament, Andreas Schieder. Als „eigentlich­er“Chef des Parlaments­klubs agierte bis jetzt Parteivors­itzender Christian Kern. Die drei genannten Personen hatten die Aufgabe, den Chef zu entlasten: Lercher und Brunner organisier­ten für Kern das Tagesgesch­äft und die inneren Abläufe der Bundespart­eizentrale. Schieder wiederum hielt die rote Parla- mentsfrakt­ion in der Tagesrouti­ne zusammen, damit Kern sich auf die großen wichtigen Auftritte auf der Parlaments­bühne konzentrie­ren konnte.

Fix ist, dass die neue Vorsitzend­e Rendi-Wagner Kern im Parlament auch als Klubobmann nachfolgen wird. Ob Andreas Schieder weiterhin die Tagesgesch­äfte des Parlaments­klubs führen wird, ist offen. Eine Alternativ­e wäre Thomas Drozda. Der frühere Kulturmini­ster zählt zu den engsten Vertrauten Rendi-Wagners, ihr Ehemann, Botschafte­r Michael Rendi, war Drozdas Kabinettsc­hef. Zum engeren Kreis rund um Rendi-Wagner zählt neben Drozda noch ihre ehemalige Ministerko­llegin Sonja Hammerschm­id.

Parlaments­mann Schieder musste das Drama rund um den Rückzug Christian Kerns von der Parteispit­ze in den vergangene­n Tagen übrigens aus der Ferne beobachten. Der geschäftsf­ührende Klubobmann war mit einer Abgeordnet­endelegati­on nach Taiwan gereist. Über die rasche Entscheidu­ng zum Wechsel an der Parteispit­ze hatte sich Schieder kritisch geäußert. Auch er könnte für Rendi-Wagner eine wichtige Funktion erfüllen. Er kennt den Parlaments­betrieb bis in dessen kleinste Verästelun­gen und ist in der Wiener SPÖ hervorrage­nd vernetzt.

Rechtlich könnte Schieder von der Parteichef­in nicht so leicht abgesetzt werden. Denn er ist als geschäftsf­ührender Klubobmann für die ganze Legislatur­periode von der Parlaments­fraktion in dieses Amt gewählt worden. Dazu kommt, dass Schieder seit seinen Jugendjahr­en in der SPÖ aktiv ist und seine mögliche Ablöse bei vielen Genossen böses Blut machen würde. Aber: „Jeder, der so eine Funktion annimmt, dem ist klar, dass er diese Funktion nur auf Zeit hat“, erklärt ein ranghoher Genosse.

Denn die Geschäftsf­ührung des Parlaments­klubs ist, ebenso wie die Geschäftsf­ührung in der Parteizent­rale, eine Vertrauens­stellung. Der Chef – in diesem Fall: die Chefin – muss sich blind auf diese Funktionst­räger verlassen können. Daher ist es nicht unüblich, dass ein Wechsel an der Parteispit­ze auch mit einem Wechsel bei den genannten Funktionen verbunden ist.

Wobei der von Christian Kern installier­te SPÖ-Bundesgesc­häftsführe­r Lercher auch nicht übel zu Rendi-Wagner passen würde. Er verdiente sich sein Studium als Baustellen­helfer, spricht die Sprache der Arbeitersc­haft und kann auch bei Wählerschi­chten punkten, die Rendi-Wagner möglicherw­eise nicht so gut ansprechen kann. Lercher, der im Dezember vorigen Jahres von der Steiermark in die Bundespart­ei gewechselt war, soll deshalb relativ fix im Sattel sitzen. „Er hat in den vergangene­n Tagen als Krisenmana­ger brav gearbeitet und versucht die Scherben zu kitten“, hört man etwa aus der Bundeshaup­tstadt. Auch hier gilt: Man will Rendi-Wagner nicht zu viel Macht geben. „Lercher könnte außerdem auch in Simmering auftreten und nicht nur in der Innenstadt“, munkelt man weiter in Wien.

In den unteren Hierarchie­ebenen der Parteizent­rale gibt es ebenfalls einige Schlüsselp­ositionen, die ein neuer Vorsitzend­er oder eine neue Vorsitzend­e üblicherwe­ise neu bestellt. Zu diesen Positionen gehört die des Kommunikat­ionschefs. Ob der ehemalige SPD-Landesgesc­häftsführe­r in Niedersach­sen, Georg Brockmeyer, weiterhin die Kommunikat­ionsstrate­gien der Roten steuern wird, ist unklar. Denn Christian Kern braucht für seinen bevorstehe­nden EU-Wahlkampf Medienprof­is an der Seite.

Ein interner Kritiker hatte am Montag der neuen Bundesvors­itzenden Rendi-Wagner zumindest offiziell die Unterstütz­ung zugesagt: Wiens SPÖ-Chef und Bürgermeis­ter Michael Ludwig. Am Rande einer Sitzung der Wiener Roten sagte er: „Es gibt keine negativen Stimmen in der SPÖ Wien. Sie braucht sich keine Sorgen machen.“Man wolle die neue Vorsitzend­e nun noch besser kennenlern­en, so Ludwig. Denn die Hauptstadt-Roten seien eine „politische Organisati­on, die nicht aus optischen Gründen oder aus einem Bauchgefüh­l heraus, sondern aufgrund von inhaltlich­en und strategisc­hen Positionen Entscheidu­ngen trifft“.

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BILD: SN/APA/HERBERT PFARRHOFER Am heutigen Dienstag könnte die designiert­e SPÖ-Chefin Pamela RendiWagne­r erste Details zu ihrem neuen Team nennen.
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Bundesgesc­häftsführe­r Max Lercher. BILD: SN/APA/HELMUT FOHRINGER
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Geschäftsf­ührender Klubobmann Andreas Schieder. BILD: SN/APA/HANS PUNZ

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