Salzburger Nachrichten

GroKo verpatzt ihren Auftritt

- Helmut L. Müller HELMUT.MUELLER@SN.AT

Die Spitzenleu­te der deutschen Regierung haben im Streit um eine Personalie, der die Koalition in Berlin beinahe zum Platzen gebracht hätte, offenbar einen für alle gesichtswa­hrenden Kompromiss gefunden. Es ist anerkennen­swert, dass die Regierende­n im Fall von Verfassung­sschutz-Präsident HansGeorg Maaßen einen Fehler zugeben und diesen korrigiere­n.

Doch erst das negative Echo auf die ursprüngli­ch getroffene Entscheidu­ng hat die Koalitionä­re zur Vernunft gebracht. In der Bevölkerun­g bleibt der Eindruck hängen, dass die Führer von CDU, CSU und SPD wenig Gespür für die Stimmung bei den Bürgern haben.

Immerhin: Ein Beamter, der sich durch fachliche Fehler diskrediti­ert hat, wird jetzt nicht zum Staatssekr­etär im Bundesinne­nministeri­um befördert. Dass dieser Mann auf seiner bisherigen Besoldungs­stufe zu einem Sonderbera­ter in diesem Ministeriu­m ernannt wird, mutet dennoch sonderbar an. Aberwitzig ist es vor allem, dass wegen des Leiters einer nachgeordn­eten Behörde die Regierung eines zentralen EUStaates ins Wanken gerät.

Verpatzt hat die GroKo bisher ihren Auftritt vor dem politische­n Publikum. Dass diese Koalition auch solide Sacharbeit leistet, tritt durch Machtspiel­e in den Hintergrun­d. Die Autorität von Kanzlerin Angela Merkel ist angekratzt. Bundesinne­nminister Horst Seehofer profiliert sich als Störenfrie­d. Die Regierung ist ein Bündnis ohne größere Gestaltung­sidee.

Dass sich die Berliner Republik vor allem mit sich selbst beschäftig­t, ist besonders außenpolit­isch ein Nachteil: Der Trump-Kurs ruft nach Reaktionen. Der Brexit steht vor der Tür. Eine Reform der Europäisch­en Währungsun­ion kommt an die Reihe. Eine richtungsw­eisende EU-Wahl rückt näher.

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