Alternativer Nobelpreis geht nach Saudi-Arabien
Die drei ausgezeichneten Menschenrechtler sitzen derzeit wegen „Ungehorsams“in Haft.
STOCKHOLM. Der mit drei Millionen Schwedischen Kronen (290.000 Euro) dotierte Alternative Nobelpreis geht heuer zum Teil an die drei saudischen Menschenrechtler Abdullah al-Hamid, Mohammad Fahad al-Qahtani und Waleed Abu alKhair. Sie arbeiten für eine Demokratisierung ihres Landes, in dem die königliche Familie im Bund mit konservativen, wahhabitischen Geistlichen „ein streng kontrolliertes Machtmonopol aufrechterhält“, begründete die Jury die Entscheidung. Mit friedlichen Methoden wollen sie das Land reformieren. Sie fordern die Entmachtung der Königsfamilie durch eine konstitutionelle Monarchie, die Einhaltung der Menschenrechte, Gewaltenteilung sowie die Abschaffung der männlichen Vormundschaft, die Frauen ihre Rechte nimmt.
Es ist das erste Mal, dass Preisträger aus Saudi-Arabien kommen. Alle drei sitzen derzeit mit langen Haftstrafen in Gefängnissen, unter anderem wegen „Ungehorsams gegenüber dem Herrscher“. Die Preisträger hatten keine Möglichkeit, ihre Ehrung am Montag zu kommentieren. „Es ist beschämend zu sehen, dass sich selbst demokratisch gewählte Politiker anderer Länder an die Seite der repressiven saudischen Herrscherfamilie stellen, anstatt die mutigen Reformer zu unterstützen, die ja unsere Werte teilen“, kritisierte der Vorsitzende der Preisstiftung, Ole von Uexküll. Außer den drei saudischen Menschenrechtlern wurde der Bauer Yacouba Sawadogo aus Burkina Faso mit ausgezeichnet. Er ist auch bekannt als „der Mann, der die Wüste aufhielt“. Den Preis erhält er „für die Verwandlung von unfruchtbarem Land in lebendigen Wald und für die Weiterentwicklung von lokalem und indigenem Wissen zur Regeneration des Bodens“. Um 1980 begann er – während einer schweren Dürre –, einen Wald auf kargem Land zu pflanzen. Sein Erfolg beruhte auf uralten Techniken. So ermöglichten kleine Gruben die Speicherung von Biomasse, Wasser und Bodenkrumen. Sawadogo hat diese Technik weiterentwickelt, der ertragreiche Wald zählt heute 40 Hektar.
Des Weiteren erhält der australische Agrarwissenschafter Tony Rinaudo den Alternativen Nobelpreis. Er entwickelte eine Methode, mit der Trockengebiete in großem Umfang und mit minimalen Kosten begrünt werden können. Seine Grundidee liegt darin, Bäume aus bestehenden, oft noch intakten Wurzelsystemen heranzuziehen.
Der nicht dotierte Ehrenpreis geht an Thelma Aldana aus Guatemala und Iván Velásquez aus Kolumbien, die als „Vorkämpfer gegen Korruption“gelten.
Der schwedisch-deutsche Publizist Jakob von Uexküll gründete den „Right Livelihood Award“(Preis für richtige Lebensführung), wie der Alternative Nobelpreis korrekt heißt, aus seinem privaten Vermögen. Inzwischen wird er auch aus Spenden finanziert. Der Preis versteht sich als sozial orientierte Alternative zu den Nobelpreisen.