Autoritärer Präsident ist abgewählt
Auf den Malediven siegte überraschend der Oppositionskandidat.
Eine Welle der Demokratie schwappt derzeit durch Asien und bringt autoritäre Regime und Clan-Dynastien ins Wanken. Nachdem Malaysias Wähler die seit 60 Jahren herrschende Umno-Partei in die Wüste schickten, Pakistan erstmals seit der Unabhängigkeit die etablierten politischen Parteien in die Opposition verbannte und Sri Lanka 2015 Mahinda Rajapaksa schasste, fällten am Sonntag die Wähler des kleinen Inselstaats der Malediven ein eindeutiges Urteil. Sie wählten den seit 2013 amtierenden autoritären Präsidenten Abdulla Yameen ab. Seine Amtszeit war durch Verfolgung politischer Gegner, die Islamisierung des Ferienparadieses sowie eine Annäherung an Saudi-Arabien und China geprägt. Kaum hatte sich der Chef der Oppositionspartei Maldivian Democratic Party (MDP), Ibrahim Mohamed Solih, in der Nacht auf Montag zum Sieger erklärt, feierten seine Anhänger in den Straßen der Hauptstadt Malé. Ibu, wie er im Volksmund heißt, spielte seit Beginn der 1990er-Jahre eine führende Rolle in der Demokratiebewegung der Malediven und gilt als Mann, der Brücken schlagen kann. „Ich rufe Präsident Yameen auf, den Wahlwillen zu akzeptieren und eine ordentliche Amtsübergabe zu gewährleisten“, rief er den Amtsinhaber auf. Aber einen Tag nach dem Sieg der demokratischen Opposition lässt Yameen Wähler und internationale Beobachter zittern. Der bisherige Staatschef des 400.000 Einwohner zählenden Landes schwieg eisern. Lediglich das Außenministerium teilte in einer Mitteilung auf Twitter mit: „Die Opposition siegte bei den Wahlen.“
Amtsinhaber Yameen zeigte in der Vergangenheit außergewöhnlichen Erfindungsreichtum bei der Absicherung seiner Macht. Mithilfe der Polizei, ihm gewogener Generäle, gewaltsam agierender Gangs und einer willfährigen Justiz wehrte er seit 2013 alle Versuche ab, ihn zu stürzen. Jetzt herrscht die Furcht, dass er zu unlauteren Mitteln greift, um den laut Verfassung für 17. November vorgesehenen Amtswechsel abzuwenden. Hält Yameen an seinem Amt fest, ist die Zukunft des Ferienparadieses ungewiss.