„Dauer-Sommerzeit kein Schaden“
Salzburger Schlafforscher widersprechen Warnungen aus München.
Die Salzburger Schlafforscher Manuel Schabus und Christine Blume sehen in einer möglichen dauerhaften Sommerzeit keine größeren gesundheitlichen Risiken. „Aus der wissenschaftlichen Datenlage kann keine klare Empfehlung pro oder contra Sommerzeit abgeleitet werden“, stellten die Wissenschafter der Universität Salzburg fest.
„Wir sollten die Flexibilität unserer biologischen Uhr nicht unterschätzen. Wir können große Unterschiede in der Länge der Tage und Nächte im Jahresverlauf kompensieren und uns theoretisch sogar an Tage anpassen, die länger als 24 Stunden sind, wie etwa ein Tag auf dem Mars“, stellten die Salzburger Wissenschafter fest. Daher sei es „wenig wahrscheinlich“, dass eine Stunde länger Dunkelheit in der Früh bzw. eine Stunde länger Tageslicht am Abend für die Gesundheit drastische Folgen haben würde.
Ein weit größeres Problem für den Biorhythmus als eine Stunde länger Dunkelheit in der Früh bzw. länger Tageslicht am Abend sehen Schabus und Blume in der nächtlichen Nutzung von künstlichem Licht. Vor allem Smartphones und Laptops machten wegen ihres hohen Blaulichtanteils munter. Das Smartphone bis kurz vor dem Schlafengehen zu benutzen, „kann ein wirkliches Problem sein“, betonen die Salzburger Experten.
Kürzlich hat der Schlafforscher Till Roenneberg von der Universität München davor gewarnt, dass die dauerhafte Sommerzeit die Menschen „dicker, dümmer und grantiger“mache. Zudem würden uns Länder ohne dauerhafte Sommerzeit „akademisch überholen“. Der Grund: Bei permanenter Sommerzeit verschlechtere sich die Passung zwischen natürlichen Lichteinflüssen und dem Schlaf-Wach-Rhythmus. Man müsse deutlich häufiger im Dunkeln aufstehen. Das erhöhe die Wahrscheinlichkeit für Diabetes und Depressionen. Es entstünden Schlaf- und Lernprobleme, die Leistungsfähigkeit nehme ab, besonders bei Schülern und Studenten, die das Gelernte bei einem chronischen Schlafmangel nicht genügend festigen könnten. Die permanente Sommerzeit verstärke den „sozialen Jetlag“, also die Diskrepanz zwischen vorgegebenen Zeitplänen (z. B. Arbeitsbeginn um 8.00 Uhr) und individueller Schlafpräferenz (z. B. bis 8.30 Uhr schlafen).
Russland ist von der „ewigen Sommerzeit“, die es im Jahr 2011 eingeführt hat, drei Jahre später wieder abgerückt. Vor allem im Norden und Osten des Landes wurde es in der kalten Jahreszeit erst gegen 10 Uhr hell. Nicht ganz so dramatisch wäre es in Österreich. Am 21. Dezember, dem kürzesten Tag im Jahr, würde in Wien die Sonne um 8.43 Uhr aufgehen.