„Meine Maus ist aus!“
Oh ja, die Digitalisierung ist wichtig. Durchaus. Wenn Zehnjährige ganz aufgeregt rufen, dass die Maus aus sei, weil das Ende der Tischkante anscheinend keine weitere Mausbewegung mehr zulässt, ja dann, dann ist Digitalisierung wirklich notwendig.
Die Umstände allerdings sind unzumutbar. Viele Schulen sind technisch derartig schlecht ausgerüstet, dass ein sinnvoller Unterricht in Sachen Digitalisierung nicht möglich ist. Da spreche ich von uralten Computern mit ebensolcher Software und viel zu wenig Arbeitsplätzen. (Sagen Sie es mir: Wie gestaltet man mit einer Klasse à 28 Schüler/-innen in einem Computerraum mit 19 Computern – Internet kommt und geht – einen sinnvollen Unterricht der Digitalisierung?) Aber alles kein Problem – Hauptsache, die Kinder sind im digitalen Zeitalter angekommen. Ein eigenes, zusätzliches Fach dafür gibt es nicht. D. h., das Bildungsministerium verordnet die Digitalisierung für Schulen, sorgt aber weder für die geeignete technische Grundausstattung noch für die benötigten Stunden, geschweige denn für eine finanzielle Abgeltung des Mehraufwands. Aber es gibt immerhin konkrete und gute Unterrichtsvorschläge, bei denen jeder Schüler einen eigenen PC zur Verfügung haben sollte … Digitalisierung muss verpflichtend umgesetzt werden. Es gibt nun zwei Möglichkeiten für Schulen: Entweder sie kürzen ein bestehendes Fach (in der Unterstufe oft Deutsch oder Mathe, weil diese in der AHS meist noch mit vier Stunden wöchentlich ausgestattet sind) und kreieren das Fach Digitalisierung. Oder die Schulen implementieren es in den bestehenden Unterricht. Letzteres scheint grundsätzlich umsetzbar. Ich kann es nicht in allen Klassen umsetzen: In meinen zwei Geschichtestunden ist leider der kleine Informatikraum stets mit Klassen, die einen regulären Informatikunterricht genießen dürfen, besetzt. Ich digitalisiere nun im Trockentraining: Stell dir vor, das Buch wäre ein Computer mit Internetzugang, dann … Und ich höre es schon: „Meines ist aber ein Tablet!“Schön, dass es Verordnungen gibt – wenn die Basis dazu nicht geschaffen wird, sind sie sinnlos.
Verena Jagersberger 5020 Salzburg