Junge übernehmen Macht im Bauernbund
Ein frischer Wind weht durch den Salzburger Bauernbund. In der neuen Führungsebene sind nun gleich drei junge, innovative Biobauern.
SALZBURG. Am 14. Oktober ist es offiziell. Dann werden beim Landesbauerntag in Salzburg Rupert Quehenberger zum neuen Landesobmann des Bauernbundes sowie Nicole Leitner und Bernhard Perwein zu seinen Stellvertretern gewählt. Damit kommt es im Salzburger Bauernbund zur Machtübernahme durch eine neue Generation. Ergänzt von Landesbäuerin Elisabeth Hölzl, die als bewährte Kraft im Vorstand bleibt.
Rupert Quehenberger, bisher Stellvertreter des scheidenden Landesobmanns Franz Eßl, ist Biobauer in Annaberg-Lungötz (siehe Porträt rechts). Der 47-Jährige will in seiner Funktion den Fokus auf Regionalität setzen. „Wir haben so viele tolle Bioprodukte in Salzburg und trotzdem findet sich in den Regalen etwa Milch aus allen möglichen Ecken Europas.“Ihm schwebt vor, mit einem neuen Salzburg-Gütesiegel oder Prädikat die Regionalität der Produkte hervorzuheben. „Der Konsument soll sehen, dass er gerade zu Flachgauer Milch greift oder dass das Tier, dessen Fleisch er kauft, bei uns geboren, aufgewachsen und verarbeitet wurde.“
Eine seiner Stellvertreter ist Nicole Leitner aus Anif. Die 41Jährige bewirtschaftet mit Ehemann Bernhard einen Biohof mit 1350 Hühnern und 22 Kühen. Haupteinnahmequelle sind die Hühner. „Ich hab ganz klein mit 30 Hühnern angefangen, weil ich was Eigenes machen wollte. Die Nachfrage war so groß, dass die Hühner immer mehr geworden sind.“An ihrem Job reizt sie die Vielseitigkeit. „Die Arbeit mit den Tieren, die Vermarktung.“
Als jungen Wilden könnte man Bernhard Perwein aus Leogang bezeichnen, Der 31-Jährige sorgt mit der hofeigenen Molkerei und Milchvermarktung „Mei Muich“für Aufsehen. Es sei zum einen darum gegangen, das eigene Betätigungsfeld am elterlichen Hof zu haben, und darum, vom Milchpreis nicht abhängig zu sein. Der Mut zur Innovation habe sich gelohnt. „Es läuft gut. So gut, dass hier im Pinzgau noch fünf solche Betriebe wie meiner Platz hätten.“250.000 Liter Milch verlassen den Hof in Leo- gang und den nachbarlichen Hof. Denn auch hier ist die Familie Perwein einen neuen Weg gegangen. „Mein Vater und unser Nachbar haben ihre Höfe 2004 zur Rinderzuchtgemeinschaft Leogang zusammengeschlossen.“
Für die Zukunft der Landwirtschaft wünscht sich Perwein mehr Innovationsgeist bei seinen Kollegen. „Nicht jeder Landwirt muss Direktvermarkter werden.“Aber es gebe für jeden Hof ein neues passendes Konzept.
Dass alle drei neuen Funktionäre zertifizierte Biobauern sind, kommt nicht überraschend. Salzburg ist das Biobundesland in Österreich. 48,2 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe sind Biobetriebe. 56,9 Prozent aller landwirtschaftlichen Flächen in Salzburg werden biologisch bewirtschaftet. Tendenz steigend. Andreas Schwaighofer, Geschäftsführer von Bio Austria Salzburg: „Als Bio Austria 1978 gegründet wurden, war Bio was für Exoten.“Das Siegel habe eine enorme Entwicklung vollzogen. Aber mit 48,2 Prozent sei man noch nicht am Ziel. „Irgendwann soll die österreichische Landwirtschaft komplett auf ökologischer Basis betrieben werden.“
Daran arbeitet auch Franz Eßl. „Unser nächstes Ziel ist, dass Bio in Großküchen einzieht.“
„Bio muss auch in Großküchen Einzug halten.“Franz Eßl, scheidender Bauernbund-Obmann