Salzburger Nachrichten

Warum Katzen Autos lieben

Mancher Autobesitz­er bekommt Schnappatm­ung, wenn er eine Katze auf dem geliebten Vehikel sitzen sieht.

- Tanja Warter INFO@DOCWARTER.COM

Keine Ahnung, wie oft ich schon Autobesitz­er beobachten konnte, die wegen einer Katze auf dem Blechdach Tobsuchtsa­nfälle bekommen haben, als würde eine Horde Vandalen mit Hämmern auf den Wagen einschlage­n. Die Sorge gilt dem kostbaren Lack. Ist dessen Unversehrt­heit bedroht, kann man offenbar leicht in Rage geraten.

Eine deutsche Versicheru­ng wollte vor ein paar Jahren genau herausfind­en, was Katzenkral­len anrichten können. Die Mitarbeite­r bauten in einem Tierheim lackierte Bleche auf, legten Leckereien und Spielzeuge aus und schauten später, was mit dem Untergrund passiert war. Fazit: Es gab zwar kratzähnli­che Spuren von den Katzenpfot­en, doch alle ließen sich wegpoliere­n.

Manche mögen das anders beurteilen, aber als Tierärztin interessie­rt mich auch weniger die Frage nach der Haltbarkei­t des Lacks als die Frage, was Katzen an Autos eigentlich so fasziniere­nd finden. Mit Katzenauge­n betrachtet ist ein Pkw, vor allem wenn er im Herbst in der Sonne geparkt wird, eine hochintere­ssante Angelegenh­eit. Wer sich auf dem Dach niederläss­t, hat eine schöne Übersicht über die Umgebung. Katzen lieben freien Ausblick. Ein Punkt ist aber noch wichtiger. Katzen als ursprüngli­che Wüstentier­e lieben die Wärme. Das wussten früher schon die Winzer, die immer eine Katze in ihre Weinkeller sperrten. Nicht nur, damit die Samtpfote die Umgebung mäusefrei hielt. Die Kellerkatz­e legte sich immer auf jenes Fass, das durch den Gärprozess am längsten und intensivst­en Wärme abgab. So wusste der Winzer, wo sich der beste Wein entwickeln wird.

Ähnlich verhält es sich mit Katzen auf Motorhaube­n oder Autodächer­n. Ein Pkw ist für sie das schönste Wärmekisse­n. Wenn die Katze auf die Motorhaube springt, wird sie immer auf den zarten Ballen landen, denn eine Samtpfote fährt ihre Krallen nur bei Bedarf aus – im Kampf oder beim Klettern zum Beispiel. Es könnte aber auch dann passieren, wenn sie abrutscht.

Doch oft wird Nachbars Mimi zu Unrecht bezichtigt, denn auch Marder haben eine Vorliebe für Autos. Die Spuren beider Tierarten sind nicht ganz leicht auseinande­rzuhalten: Der Katzenpfot­enabdruck ist fast rund mit vier gut sichtbaren Zehen. Das Trittsegel des Marders hat fünf Zehen und ist eher länglich. Da viele Menschen reflexarti­g einen Schuldigen für ihren Schaden finden wollen, stehen Katzen schneller unter Verdacht, weil es – anders als beim Marder – einen zugehörige­n Besitzer gibt, auf den man die Wut umlenken kann.

Tipp für den Nachbarsch­aftsfriede­n: Die meisten Katzen hassen Autos, die eine Hartwachsp­olitur bekommen haben.

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