Bullen makellos wie Europas Fußball-Adel
Red Bull Salzburg zieht an der Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga einsam seine Kreise. Die Truppe von Trainer Marco Rose dominiert die Liga wie die ganz großen Clubs.
SALZBURG. Mit großen Ambitionen war Österreichs Rekordmeister Rapid angetreten, um in dieser Saison den Serienmeister Red Bull Salzburg zumindest einigermaßen zu fordern. Die Realität sieht nach acht Runden für die Hütteldorfer ganz bitter aus. Während die Bullen makellos mit acht Siegen in die Saison gestartet sind, muss Rapid mit 15 Punkten Rückstand auf die Salzburger sogar um den Einzug ins obere Play-off zittern.
Mit welcher Überlegenheit die Truppe von Trainer Marco Rose aktuell durch die Liga marschiert, beweist auch die Tatsache, dass die beiden Wiener Großclubs, Austria und Rapid, zusammen sogar zwei Punkte weniger aufweisen als der Meister, der sich mit Europas Fußball-Adel auf eine Stufe stellen kann. Wie die Salzburger besitzen in den europäischen Topligen nur Bayern München, Juventus Turin, Paris Saint-Germain und Liverpool eine blütenweiße Weste.
Noch nie in der Ära von Red Bull starteten die Salzburger so perfekt in eine Bundesligasaison. Die Rivalen scheinen den Kampf um den Titel auch schon aufgegeben zu haben. So meinte etwa Rapid-Sportchef Fredy Bickel ein wenig ratlos, wie man die Salzburger noch stoppen könnte: „Das ist einfach mit Abstand die stärkste Mannschaft Österreichs.“Der Rekordmeister hat Salzburgs Vormachtstellung in der Liga längst anerkannt.
Zumindest den Punktestand betreffend sieht die Bundesliga die stärkste Bullen-Truppe aller Zeiten. Hatte die Rose-Elf in der vergangenen Saison noch Probleme, wenn das Spielsystem einmal geändert wurde, so agieren die Salzburger im Herbst 2018 in jedem System und in jeder Besetzung überzeugend. Der Kader ist in der Breite qualitativ so hochwertig besetzt wie noch nie. Wen immer Rose auch auf das Feld schickt, er überzeugt mit enormer Laufarbeit, Einsatzfreude und Spielwitz. Wie Takumi Minamino gegen Rapid. Obwohl der Japaner meist nur bei personeller Rotation erste Wahl ist, spielt der Offensivmann bei seinen Einsätzen dann eine entscheidende Rolle.
Salzburg verliert auch dann nichts an Leistungsstärke, wenn die Youngsters Hannes Wolf und Xaver Schlager wie gegen Rapid einmal eine Pause erhalten. Dabei überzeugten die beiden Nationalspieler in den vergangenen Wochen als treibende Kräfte im Spiel des Meisters. Wie Munas Dabbur, der sich im Vergleich zur vergangenen Saison noch einmal gesteigert hat und als Vorbereiter und Torschütze glänzt. Und auch der Abgang von Vizeweltmeister Duje Ćaleta-Car wurde rasch wettgemacht. Marin Pongračić agiert seit Wochen in bestechender Form, hat den Kroaten längst vergessen lassen. Für Marco Rose kommt die Tabellenführung auch nicht von ungefähr: „Wer uns kennt, weiß, dass wir marschieren.“
Allen Kampfansagen der Wiener Großclubs zum Trotz scheint die Schere an Qualität immer weiter auseinanderzugehen. Rapid, das mit über 30 Millionen Euro Budget finanziell zweitstärkste Team hinter Salzburg, verliert weiter an Boden. Auch weil laut Stefan Lainer Aggressivität und Laufbereitschaft bei den Bullen ausgeprägter als je zuvor sind.