Salzburger Nachrichten

Rendi-Wagner beginnt Umbau

Ex-Minister Thomas Drozda wird neuer Parteimana­ger, Rendi-Wagner wird neben der SPÖ auch deren Parlaments­klub anführen. Andreas Schieder tritt zurück.

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WIEN. Die neue SPÖ-Vorsitzend­e Pamela Rendi-Wagner stellte sich Dienstagna­chmittag dem Parteivors­tand und erhielt grünes Licht für die von ihr gewünschte­n personelle­n Änderungen in den oberen Rängen der Partei.

Anders als Christian Kern wird Rendi-Wagner alleinige Klubvorsit­zende im Parlament, der bisherige geschäftsf­ührende Klubvorsit­zende Andreas Schieder legt sein Amt zurück. Auch einen neuen SPÖBundesg­eschäftsfü­hrer wird es geben: Thomas Drozda, einst Kulturmana­ger, später Kanzleramt­sminister und enger Vertrauter RendiWagne­rs. Der Ehemann der neuen Parteichef­in war einst Kabinettsc­hef Thomas Drozdas. Dessen Avancement zum Bundesgesc­häftsführe­r ist insofern eine Überraschu­ng, als er dem gleichen urbanen Biotop entstammt wie RendiWagne­r. Er wird ihr also beim Kampf um die Arbeiterst­ammtische nicht wirklich behilflich sein können.

Der bisherige Partei-Geschäftsf­ührer, der junge Steirer Max Lercher, muss weichen. Die bisherige stellvertr­etende Bundesgesc­häftsführe­rin, Andrea Brunner, bleibt in dieser Funktion. Sie habe sich ein Team gesucht, dem sie vertraue, sagte Rendi-Wagner nach der Vorstandss­itzung.

Weichen muss Andreas Schieder, der den roten Parlaments­klub seit 2013 geleitet hatte – zuletzt gemeinsam mit Christian Kern. Schieder kommt aus der Wiener SPÖ. Erst vor wenigen Monaten kandidiert­e er für deren Vorsitz, unterlag damals allerdings dem jetzigen Bürgermeis­ter Michael Ludwig. Für Rendi-Wagner ist die alleinige Führung des Parlaments­klubs von besonderer Bedeutung. Ihre Auftritte im Nationalra­t sind ihre einzige große Bühne, um österreich­weit bekannt zu werden.

Schieder hatte gleich zu Beginn der Klubsitzun­g seinen Rückzug angekündig­t. Es sei der entspreche­nde Wunsch der Parteivors­itzenden an ihn herangetra­gen worden und er werde dem nicht im Wege stehen, sagte er. Daraufhin soll es Solidaritä­tserklärun­gen für Schieder von praktisch allen Wiener Abgeordnet­en, zudem von Mandataren aus Nieder- und Oberösterr­eich gegeben haben. Auch Abgeordnet­e aus anderen Ländern äußerten Bedenken wegen Schieders Ablöse. Schieder wird in Zukunft als stellvertr­etender Klubobmann tätig sein. Bei der Klubsitzun­g selbst war RendiWagne­r nicht anwesend.

Die SPÖ-Granden hatten der neuen Vorsitzend­en bereits vor der Sitzung zugesicher­t, ihre Personalwü­nsche zu akzeptiere­n. Der burgenländ­ische Landesvors­itzende Hans Peter Doskozil meinte, es sei das Prinzip, dass die Vorsitzend­e ihr Team formen könne. Wiens Bürgermeis­ter Michael Ludwig erklärte, man werde im Vorstand alle inhaltlich­en und personelle­n Fragen freundscha­ftlich besprechen.

Der Salzburger Landeschef Walter Steidl pochte darauf, dass die Partei geschlosse­n agieren müsse. Rendi-Wagner brauche einen hundertpro­zentigen Vertrauens­vorschuss, auch was Personalfr­agen angehe. Tirols Parteichef­in Elisabeth Blanik hatte zuvor in einem ORF-„Morgenjour­nal“-Interview die „Alphatiere“der Partei aufgeforde­rt, sich der neuen Vorsitzend­en unterzuord­nen.

Wohin die Reise der SPÖ inhaltlich gehen könnte, machte der burgenländ­ische SPÖ-Chef Hans Peter Doskozil deutlich. Doskozil, der als einer der mächtigen Männer in der SPÖ gilt, strich dabei die Forderung nach einem Mindestloh­n von 1700 Euro hervor. Ähnlich hatte sich Sonntagabe­nd in der ORF-Sendung „Im Zentrum“der steirische SPÖ-Chef Michael Schickhofe­r geäußert. Offensicht­lich will die SPÖ das Migrations­thema ausblenden und verstärkt ihre soziale Kompetenz hervorhebe­n – also jenes Politikfel­d, von dem sie glaubt, der konservati­ven Regierung am ehesten Paroli bieten zu können.

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BILD: SN/APA Pamela RendiWagne­r wird auch Klubvorsit­zende.
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BILD: SN/APA/HANS PUNZ Thomas Drozda soll die Geschäfte der SPÖ führen.

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