Salzburger Nachrichten

Trump ruft zur Isolation des Iran auf

Der US-Präsident verteidigt­e den Ausstieg aus dem Atomdeal und lobte sein Kabinett. Das sorgte für Gelächter im Plenum.

- Donald Trump, US-Präsident spa,pack

Die erste Wortmeldun­g bei der Generaldeb­atte der UNO-Vollversam­mlung in New York war am Dienstag der Tradition entspreche­nd dem Generalsek­retär der Vereinten Nationen vorbehalte­n. Wenig überrasche­nd machte sich António Guterres für ein multilater­ales System stark, „mit den Vereinten Nationen in seinem Zentrum“. Das Vertrauen in eine auf Regeln basierte globale Weltordnun­g gehe verloren, beklagte er. „Wir haben die Pflicht, ein reformiert­es und gestärktes multilater­ales System herzustell­en und zu unterstütz­en.“

Guterres’ Worte sollten nicht lange nachhallen. Als fünfter Redner trat US-Präsident Donald Trump ans Pult – von Multilater­alismus war dann nichts Positives mehr zu hören. Ganz im Gegenteil brach Trump eine Lanze für die Souveränit­ät der Staaten und seine „Amerika zuerst“-Politik. „Amerika wird Unabhängig­keit und Kooperatio­nen immer der Kontrolle und Dominanz der globalen Ordnung vorziehen“, sagte er in seiner Rede vor der UNO-Vollversam­mlung, zu der er zu spät erschienen war – der Präsident Ecuadors, Lenín Moreno Garcés, war daher in der Rednerlist­e vorgereiht worden. „Wir lehnen die Ideologie des Globalismu­s ab und wir huldigen der Doktrin des Patriotism­us“, fuhr Trump fort.

Es war die zweite Teilnahme des US-Präsidente­n an der UNO-Generalver­sammlung. Im vergangene­n Jahr habe er „eine strahlende­re Zukunft“versproche­n, begann Trump am Dienstag eine Lobeshymne auf seine Regierung. Diese habe seit Amtsantrit­t mehr erreicht „als jede Administra­tion vorher“, schwärmte der Präsident. Statt des frenetisch­en Jubels, den er von seinen Anhängern daheim gewohnt ist, schlug ihm im Allerheili­gsten der Vereinten Nationen aber nur herzhaftes Gelächter entgegen. „Ich hab nicht mit dieser Reaktion gerechnet“, sagt Trump einigermaß­en konsternie­rt. „Aber das ist okay.“Es blieb die einzige hörbare Reaktion auf seinen Auftritt vor der Vollversam­mlung der 193 Mitgliedss­taaten der Vereinten Nationen. Ansonsten schlug dem Präsidente­n eisiges Schweigen entgegen.

Irritiert zeigten sich weite Teile der Vollversam­mlung, als Trump über die „historisch­en Errungensc­haften“seines Landes im Mittleren Osten sprach. Und dann den Austritt der USA aus dem Atomabkomm­en mit dem Iran lobte.

Viele Staaten im Nahen Osten würden seine Entscheidu­ng, den Atomdeal mit dem Iran aufzukündi­gen, begrüßen, sagte Trump. Das Land respektier­e seine Grenzen und seine Nachbarn nicht, habe „Chaos, Tod und Zerstörung“in der Region gesät. Die US-Regierung werde daher ihren wirtschaft­lichen Druck aufrechter­halten, damit der Iran seine „blutige Agenda“nicht fortführen könne. Die nächsten USSanktion­en werden wie bereits bekannt am 5. November in Kraft treten, „mehr werden folgen“, kündigte der Präsident am Dienstag an. Und er appelliert­e: „Wir rufen alle Nationen auf, das iranische Regime zu isolieren, solange seine Aggression andauert.“

Bei seiner Premiere vor der UNOVollver­sammlung im vergangene­n Jahr hatte Trump noch einen anderen obersten Feind: Nordkorea, dem er damals mit Vernichtun­g drohte. Machthaber Kim Jong Un bezeichnet­e er damals als „rocket man“, der auf Selbstmord­mission für sich und sein Regime sei. Am Dienstag klang das anders. Seit seinem Treffen mit Kim im Juni in Singapur habe sich viel bewegt, sagte Trump. Bei den Verhandlun­gen über eine atomare Abrüstung sehe er „große Fortschrit­te“– es flögen nicht mehr „Raketen in alle Richtungen“.

Experten wie der ehemalige Nordkorea-Unterhändl­er der USA, Bill Richardson, halten dem entgegen, dass „Kim noch absolut gar nichts aufgegeben hat“. Wenn Trump nicht aufpasse, werde er von Pjöngjang ausgetrick­st. Auch andere Fachleute halten wenig von der am Rande der Vollversam­mlung von Trump angekündig­ten Möglichkei­t eines zweiten Gipfels, bevor der Diktator konkrete Schritte unternomme­n habe.

Trump rechtferti­gte in New York auch den Austritt der USA aus dem Menschenre­chtsrat der Vereinten Nationen und kündigte an, „genau hinzuschau­en“, wer künftig USDollars erhalte. „Wir werden Entwicklun­gshilfe nur noch denjenigen geben, die uns respektier­en und die unsere Freunde sind.“

Während die Vollversam­mlung früheren US-Präsidente­n zuweilen kräftigen Beifall spendete, fand sich Trump am Dienstag so wieder, wie er sich positionie­rt hat: isoliert und ohne sichtbare Gefolgscha­ft für seine „Amerika zuerst“-Agenda.

Abzuwarten bleibt, wie andere Staats- und Regierungs­chefs in ihren Reden auf Trump reagieren werden. Noch bis zum kommenden Montag werden sich mehr als 140 Staatenlen­ker an die Vollversam­mlung wenden. Am Rande der Generaldeb­atte ist zudem eine Reihe von hochrangig­en Treffen und bilaterale­n Gesprächen geplant.

„Die iranischen Führer säen Chaos, Tod und Zerstörung.“

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BILD: SN/APA/AFP Donald Trump sandte eine weitere Warnung an den Iran.

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