Salzburger Nachrichten

TV-Köchin tischt schwere Kost auf

Appell für vielfältig­e Landwirtsc­haft überzeugt EU-Agrarkommi­ssar nicht.

- HANS GMEINER

SCHLOSSHOF. Über dem Schloss Hof im äußersten Osten Österreich­s kreiste stundenlan­g ein Polizeihub­schrauber. Auf den Dächern wachten Scharfschü­tzen und rund ums Schloss sorgte eine gute Hundertsch­aft an Polizisten für Sicherheit. Draußen vor dem Schloss redeten Demonstran­ten von Kleinbauer­ngruppen und NGOs in den bitterkalt­en Wind. Und in der zum Tagungssaa­l umfunktion­ierten ehemaligen Reithalle nahm sich schon in aller Früh Fernsehköc­hin und Aktivistin Sarah Wiener vor den EU-Agrarminis­tern kein Blatt vor den Mund. Die Landwirtsc­haft folge nicht mehr „unserer Ethik, unserer Moral und unseren Wurzeln“. Man müsse erkennen, dass man den falschen Weg gegangen sei. „Sie haben die moralische Aufgabe, die Vielfalt unserer Landwirtsc­haft zu schützen“, appelliert­e sie an die Teilnehmer des informelle­n Agrarminis­terrats. Elisabeth Köstinger, die Wiener eingeladen hatte, fand das gut. „Es war wichtig, Meinungen aus der Öffentlich­keit eine Stimme zu geben.“

Dagegen konnte Agrarkommi­ssar Phil Hogan mit Wieners Appell wenig anfangen. „Wir müssen bald zehn Milliarden Menschen ernähren, das geht nicht allein mit regionaler Produktion.“Dennoch könnte es künftig ein wenig in die Richtung gehen, die Wiener einmahnte. Köstinger ortet bei ihren Amtskolleg­en wachsendes Verständni­s für ihre Bemühungen um mehr Produktqua­lität und Unterstütz­ung der bäuerliche­n Landwirtsc­haft. Ihr ist es ein Dorn im Auge, dass der Vorschlag Hogans eine Kürzung just der Mittel für die ländliche Entwicklun­g vorsieht, die genau diese Anliegen fördern soll. „Viele Regionen in Europa sind dann nicht mehr konkurrenz­fähig“, warnt Köstinger.

Davon, dass Österreich als Nettozahle­r von der EU einen straffen Sparkurs fordert, lässt sie sich nach wie vor nicht beeindruck­en. „Wir haben zunächst über Programme zu diskutiere­n.“Daran, dass man sich noch vor den EU-Wahlen auf die Agrarrefor­m einigen kann, hat offenbar auch Köstinger Zweifel. „Wir werden unser Bestes geben“, sagt die aktuelle Ratsvorsit­zende. Hogan ist hingegen „zuversicht­lich, dass wir es noch schaffen“.

Köstinger wirbt für die ländliche Entwicklun­g

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