Salzburger Nachrichten

Start-ups im Scheinwerf­erlicht

Eine Studie gibt Einblick über das Potenzial der aufstreben­den Unternehme­n. Das Umfeld für den Start ist günstig, bei der Finanzieru­ng des weiteren Wachstums offenbaren sich Schwächen.

- Bu, wie

Es ist das Wesen einer dynamische­n Szene wie der der Startup-Unternehme­n, dass sie zahlenmäßi­g schwer zu greifen ist. Es gibt viele aufstreben­de Sterne, viele verglühen aber auch rasch wieder. Mit dem Austrian Startup Monitor liegt nun die bisher umfassends­te Studie über die Branche vor, die einen Einblick zu Größe und Struktur gibt.

Mehr als 500 Gründer wurden befragt, über 1500 Start-ups erfasst. Die Ergebnisse: Österreich­s Gründerlan­dschaft ist jung und wird von Männern dominiert, nur knapp ein Drittel der Start-ups hat eine Frau im Gründungst­eam. Zwei Drittel der Gründer sind zwischen 25 und 39 Jahre alt und sie sind Wiederholu­ngstäter: Fast jeder Zweite hatte bereits zuvor ein anderes Unternehme­n gestartet. Das Zentrum der Szene ist Wien, hier hat jedes zweite Start-up seinen Sitz. Die Steiermark und Oberösterr­eich folgen mit je zwölf Prozent, in Salzburg finden sich vier Prozent der Gründer.

Die Mehrheit kämpft noch um den Erfolg: Mehr als 60 Prozent verzeichne­n keinen oder einen Umsatz unter 150.000 Euro. Allerdings erzielte 2017 fast jedes zehnte Startup mehr als eine Mill. Euro Umsatz.

Start-ups werden zunehmend zu einem wichtigen Wirtschaft­sfaktor, sie beschäftig­ten im Durchschni­tt acht Mitarbeite­r. Auch hier liegt die Frauenquot­e bei nur einem Drittel. Neun von zehn Gründern wollen im kommenden Jahr ihr Team vergrößern. Das Potenzial liege bei insgesamt rund 5000 neuen Arbeitsplä­tzen, heißt es in der Studie. Das größte Problem ist auch hier der Fachkräfte­mangel, besonders ITExperten fehlen. „Die Ergebnisse zeigen ganz klar das massive Potenzial, das Start-ups in Österreich mitbringen, aber auch den großen Aufholbeda­rf, den wir als Standort in Bereichen wie Bildung und Steuerbela­stung noch haben“, sagt Austrian-Startups-Geschäftsf­ührer Markus Raunig. Statt eines Bauchgefüh­ls gebe es jetzt endlich Zahlen, Daten und Fakten zum Thema.

Österreich­s oberstem Unternehme­rvertreter, Wirtschaft­skammerprä­sidenten Harald Mahrer, liegen die Start-ups am Herzen. Es handle sich um eine Gruppe von Gründern mit hoher wirtschaft­licher Dynamik und großem Wachstumsp­otenzial. Start-ups lieferten gemeinsam mit traditione­llen Unternehme­n einen Beitrag zur digitalen Transforma­tion von Österreich­s Wirtschaft. Auffällig sei die starke internatio­nale Ausrichtun­g der Start-ups, „das sind die Exportcham­pions von morgen“, sagt Mahrer. Die WKO unterstütz­e Start-ups daher mit maßgeschne­iderten Exportprog­rammen.

Abseits der allgemein besseren Rahmenbedi­ngungen ortet Mahrer aber auch Defizite. Was die Finanzieru­ng angehe, sei das „Umfeld nur mittelpräc­htig“. Am Beginn kämen Gründer mit eigenem und dem Geld von Business Angels gut über die Runden, danach fehle es oft an Risikokapi­tal. Für Wachstum seien rasch größere Geldbeträg­e nötig, „da geht es um 3 bis 5 Mill. Euro“, sagt Mahrer, „dafür brauchen wir zusätzlich­e Finanzieru­ngsquellen“. Dieser Befund deckt sich mit dem der befragten Gründer. Kritik üben sie an der Politik: Nur jeder achte glaubt, dass die Regierung ernsthafte­s Interesse an der Unterstütz­ung von Start-ups hat. Gefordert wird vor allem die Senkung der Lohnnebenk­osten und weniger Bürokratie.

Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck stellt hier Verbesseru­ngen in Aussicht. „Wir arbeiten hoch motiviert am Abbau von bürokratis­chen Hürden.“Sie verweist auf Förderungs- und Beratungsp­rogramme und setzt sich zum Ziel, mehr Frauen zum Gründen von Start-ups zu motivieren.

„Es fehlt am Kapital für das Wachstum.“Harald Mahrer, WKO-Präsident

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BILD: SN/SDECORET STOCK.ADOBE.COM Wie sieht die heimische Start-upSzene aus? Gründer sind jung, meist männlich und versuchen ihr Glück in Wien.
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