Meister des Understatements
Birgt das Duell David gegen Goliath im ÖFB-Cup tatsächlich Gefahr? Warum Red Bull Salzburg vor dem Zweitrundengegner, den Amateuren des SC Schwaz, warnt.
SALZBURG. Der FC Red Bull Salzburg ist Österreichs erste Fußballadresse. Neun Bundesliga-Meistertitel in den vergangenen zwölf Jahren und eine Serie von vier ÖFB-Cup-Siegen hintereinander belegen eindrucksvoll die ungeheuerliche Dominanz der Bullen im eigenen Land. Darüber hinaus feierten die Salzburger zahlreiche internationale Erfolge und erlebten mit dem Einzug ins Semifinale der Europa League und dem umjubelten Sieg im „DosenDerby“gegen den vermeintlichen großen Bruder RB Leipzig erst vor Kurzem zwei emotionale Höhepunkte. Es steht also außer Zweifel, dass beim Duell in der zweiten Runde des ÖFB-Cups zwischen dem österreichischen Fußball-Krösus Red Bull Salzburg und dem Regionalliga-Club Schwaz zwei Fußballwelten aufeinandertreffen.
Und dennoch heißt es aus dem Mund von Bullen-Trainer Marco Rose tiefstapelnd: „Wir wissen, wie unangenehm Spiele bei einem starken Regionalligisten werden können. Der SC Schwaz hat einen guten Lauf und ist sicher hoch motiviert, wir müssen uns gut auf dieses Match vorbereiten.“Auch Xaver Schlager, 20 Jahre alter YouthLeague-Sieger und mit zehn Millionen Euro Marktwert (laut transfermarkt.at) eines der Supertalente im Bullen-Kader, spricht nicht von einem Pflichtsieg, sondern warnt vielmehr vor dem heutigen Gegner: „Aus Erfahrung wissen wir, dass die Spiele bei Regionalliga-Clubs selten einfach sind. Und ich gehe auch nicht davon aus, dass das in Schwaz, die zuletzt ja sehr erfolgreich waren, anders sein wird. Wir brauchen volle Konzentration und volles Engagement.“Nun stellt sich die Frage: Gehört das inzwischen zum guten Ton, dem Gegner, selbst wenn es sich um ein reines Amateurteam handelt, auf Augenhöhe zu begegnen, oder ist Serienmeister Salzburg auch ein Meister des Understatements? Für Trainer Rose ist der Respekt vor jedem Gegner, egal in welchem Bewerb, selbstverständlich und eine Frage der Höflichkeit. Er wehrt sich gegen jede Kategorisierung im Fußball, einen Favoriten und einen Außenseiter gibt es für Rose nicht. „Weil im Fußball immer alles passieren kann“, betont der Erfolgscoach von Red Bull Salzburg gebetsmühlenartig.
Der kleine, aber feine Unterschied diesmal: Die Salzburger sind in dieser Saison noch unbesiegt, haben zwölf der bisherigen 14 Pflichtspiele gewonnen und führen die Bundesliga überlegen an. Cupgegner Schwaz hingegen ist in der Liga Vierter und hat sich am vergangenen Wochenende mit Ach und Krach gegen Aufsteiger Bischofshofen 2:0 durchgesetzt. Daher sagt Rose schließlich auch: „Wir wollen in die nächste Runde kommen, nur darum geht es beim Cup.“
Für die SN hat RegionalligaExperte Thomas Hofer den Cupgegner der Bullen analysiert. „Es handelt sich um eine kompakte Mannschaft mit einigen Talenten aus der Tiroler Akademie, einem starken Defensivverbund und guten Standardschützen“, erklärt der Trainer von WestligaMeister Anif, der den SC Schwaz in- und auswendig kennt und folgendes Urteil fällt: „Der Leistungsunterschied ist zu groß. Da darf, nein, kann für Red Bull Salzburg nichts passieren.“
Fußball-Volksfest in Saalfelden
Völlig konträr sind die Voraussetzungen für den FC Pinzgau Saalfelden, der heute, Mittwoch, in der zweiten Cuprunde auf den Bundesliga-Dritten St. Pölten rund um das Trainer-Original Didi Kühbauer trifft. Beim Tabellenletzten aus der Westliga erwartet man sich keinen Sieg, dafür aber ein Fußballfest mit bis zu tausend Zuschauern.