Beginn und Ende zweier politischer Karrieren
Die Personalentscheidungen der neuen SPÖ-Chefin lösen Irritationen aus.
Die eine startet politkarrieremäßig gerade durch, der andere beendet sein Zwischenspiel in der Politik: Pamela Rendi-Wagner (links) hatte am Mittwoch ihren ersten Auftritt im Nationalrat als SPÖ-Vorsitzende, Neos-Klubchef Matthias Strolz (rechts) hielt seine Abschiedsrede. Am Ende spendeten die Mandatare aller Fraktionen dem scheidenden Parteigründer Applaus. Rendi-Wagner hingegen muss sich bereits mit Enttäuschungen ihrer Parteifreunde herumschlagen, seit sie ihre ersten Personalentscheidungen getroffen hat.
Die ersten Personalentscheidungen der neuen SPÖVorsitzenden Pamela RendiWagner haben erste Irritationen in der SPÖ hervorgerufen. Vor allem die steirische SPÖ ist konsterniert, weil Rendi-Wagner den aus der Steiermark stammenden bisherige SPÖ-Bundesgeschäftsführer Max Lercher überraschend abgelöst und durch den ehemaligen Kanzleramtsminister Thomas Drozda ersetzt hat.
„Ich hätte diese Entscheidung nicht getroffen, das habe ich auch in der Vorstandssitzung klar zum Ausdruck gebracht“, sagte der steirische SPÖ-Chef Michael Schickhofer auf SN-Anfrage. Lercher sei „geradezu eine Idealbesetzung“für die Bundesgeschäftsführung gewesen, er habe Unterstützung aus allen Teilen der Partei bis hin zur Gewerkschaft und der Parteijugend genossen, sagt Schickhofer. Doch Rendi-Wagner habe ihre Entscheidung offenbar „nicht nach strategischen, sondern nach zutiefst persönlichen Gesichtspunkten“getroffen; sie wollte eben einen engen Vertrauten an dieser wichtigen Schlüsselstelle wissen – und das sei Drozda. Die steirischen Vertreter brachten ihr Missfallen, als es in der SPÖ-Vorstandssitzung um die Bestellung des Bundesgeschäftsführers ging, durch Stimmenthaltungen zum Ausdruck.
Dass das Verhältnis der Steirer zur Bundespartei nun zerrüttet sei, bestritt Schickhofer energisch. „Rendi-Wagner hat unsere volle Unterstützung, wir stehen voll hinter ihr“, betont er. Freilich: „Es wird in Zukunft nicht für alles einen Persilschein geben.“Die Landesparteien erwarteten, in künftige Entscheidungen eingebunden zu werden.
Auch die Ablöse Andreas Schieders als geschäftsführender Klubchef hat einige in der Partei verdrossen. Gegenüber der APA äußerten einige Funktionäre ihr Unverständnis über die Demontage. Wiens Parteichef Michael Ludwig äußerte im Gespräch mit Journalisten die Ansicht, dass sich die designierte Bundesparteichefin „viel Arbeit aufbürdet“, wenn sie auch den Klubvorsitz übernehme. Die Wiener SPÖ stehe aber „ganz stark“hinter der neuen Chefin, versicherte er.
„Ich hätte diese Entscheidung nicht getroffen.“Michael Schickhofer, steirischer SPÖ-Chef