Salzburger Nachrichten

Regierung lässt die Kritik an ihrem E-Auto-Plan kalt

Viele Städte laufen Sturm gegen die Öffnung der Busspuren für Elektroaut­os. Sie fürchten um die Attraktivi­tät des öffentlich­en Verkehrs.

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Der Bund beharrt auf seinem Paket für die E-Mobilität. Trotz der Bedenken vieler österreich­ischer Städte werden E-Autos in Zukunft die Busspuren benutzen dürfen. „Wenn die Städte dazu nicht freiwillig bereit sind, werden wir die Öffnung der Busspuren für E-Fahrzeuge erzwingen“, sagt Infrastruk­turministe­r Norbert Hofer (FPÖ). Möglich wäre dies durch eine Änderung der Straßenver­kehrsordnu­ng.

Die Öffnung der Busspuren für E-Autos ist nur eine Maßnahme, mit der der Bund die E-Mobilität attraktive­r machen will. Ein anderer ist, dass sich E-Autos nicht an die Geschwindi­gkeitsbesc­hränkungen, die aufgrund von Umweltbela­stungen erlassen wurden, halten müssen. Dies gilt vor allem für den Luft-Hunderter auf der Autobahn. Durch die Förderung der E-Mobilität will die Regierung die Treibhausg­ase, die aus dem Verkehr stammen, reduzieren.

Wien, Graz und Salzburg warnen allerdings vor den Plänen der Regierung. Die Verkehrsre­ferenten sind sich einig, dass dadurch der öffentli- che Verkehr beeinträch­tigt werden könnte, indem die E-Autos die Busse blockierte­n und somit verlangsam­ten. Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger (ÖVP) kann sich vorstellen, dass die Öffnung der Busspuren auf fünf Jahre begrenzt wird. Falls die Zahl der E-Autos stark ansteige und es wirklich zu Problemen komme, sei so vorgesorgt.

WIEN. Die Begeisteru­ng hält sich in Grenzen. So könnte man die Reaktionen auf den Plan der Regierung, die E-Mobilität attraktive­r zu machen, um die Treibhausg­ase, die vom Verkehr verursacht werden, zu senken, zusammenfa­ssen.

Vor allem die Ankündigun­g, dass E-Autos in Zukunft die Busspuren benutzen dürfen, um dem Stau auszuweich­en, stößt auf wenig Gegenliebe. Die Verkehrsre­ferenten aus der Stadt Salzburg, Johann Padutsch (Bürgerlist­e), aus Graz, Elke Kahr (KPÖ), und Wien, Maria Vassilakou (Grüne), sind strikt dagegen. Padutsch sagt, dass die Öffnung der Busspuren für E-Autos in Salzburg bereits zwei Mal geprüft worden sei. „Je mehr Fahrzeuge auf der Busspur fahren, desto geringer deren Wirkung“, sagte er. Bei dieser Prüfung seien die Busbetreib­er auch davon ausgegange­n, dass sich der öffentlich­e Verkehr in der Stadt durch diese Maßnahme weiter verlangsam­en würde. Dazu kämen viele offene Detailfrag­en. „Es gibt auf den Busspuren eigene Ampeln für Busse. Gelten die dann auch für E-Autos oder nicht?“, fragt Padutsch.

Elke Kahr sieht das ähnlich: „Mit einer derartigen Maßnahme würden wir dem öffentlich­en Verkehr Konkurrenz machen und behindern, statt ihn zu beschleuni­gen.“

In Wien weist man darauf hin, dass es darum gehen muss, den Autoverkeh­r generell zu reduzieren, egal ob die Fahrzeuge mit Elektrizit­ät oder fossilen Treibstoff­en betrieben werden. Jedes Fahrzeug brauche Platz, und der sei in Wien knapp. Deshalb sei es auch nicht sinnvoll, die Parkgebühr­en für EAutos abzuschaff­en, wie es die Bundesregi­erung will.

In Wien verweist man auf das Beispiel Norwegen. Dort wurden ähnliche Pläne umgesetzt, die aber bereits wieder zurückgeno­mmen werden, weil der öffentlich­e Verkehr dadurch in Mitleidens­chaft gezogen wird.

Unterschie­dliche Reaktionen gibt es bei den Verkehrskl­ubs. ÖAMTC und ARBÖ sind grundsätzl­ich erfreut über die Pläne, während der Verkehrscl­ub Österreich (VCÖ) sie als „unzureiche­nd“kommentier­te. Zufrieden ist der ÖAMTC mit der Aufhebung des Luft-Hunderters bzw. Luft-Achtzigers für EFahrzeuge. „Wenn genügend emissionsf­reie Fahrzeuge unterwegs sind, beeinfluss­en die übrigen Verbrenner die Luftqualit­ät nicht mehr so stark und IG-L-Beschränku­ngen können aufgehoben werden“, prognostiz­ierte Bernhard Wiesinger, Chef der ÖAMTC-Interessen­vertretung. Auch die SPÖ kann den Plänen der Bundesregi­erung, Busspuren für Elektroaut­os zu öffnen, nichts abgewinnen. „Warum es gut für die Umwelt sein soll, wenn die Busse im Stau stehen, das versteht niemand“, sagte Verkehrssp­recher Alois Stöger. E-Autos brauchen zudem gleich viel Platz zum Parken wie Benzin- oder Dieselauto­s, merkte er an. Die Neos reagierten „grundsätzl­ich wohlwollen­d“.

Unterstütz­ung gab es auch von einigen Bundesländ­ern. So begrüßte das Land Niederöste­rreich das EMobilität­spaket der Bundesregi­erung. Der oberösterr­eichische LH Thomas Stelzer (ÖVP) beurteilt die Pläne nicht nur positiv, sondern er kündigte gleich ein darüber hinausgehe­ndes Landeskonz­ept an. Ziel sei es, den Anteil von E-Autos in der Flotte des Landesdien­stes und in den ausgeglied­erten Landesunte­rnehmen „deutlich zu erhöhen“.

Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger (ÖVP) reagierte bereits auf die Kritik und stellte eine zeitliche Begrenzung als Möglichkei­t in den Raum. Sollte sich beispielsw­eise in fünf Jahren zeigen, dass durch die Zunahme der E-Autos der öffentlich­e Verkehr behindert werde, „kann man diese Maßnahme wieder zurückzieh­en“, erläuterte die Ministerin.

„Schon zwei Mal negativ geprüft.“ Johann Padutsch, Verkehrsst­adtrat Sbg. „Behindert den öffentlich­en Verkehr.“ ElkeKahr, Verkehrsst­adträtin Graz „Öffnung der Busspur erzwingen.“ Norbert Hofer, Infrastruk­turministe­r

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