Salzburger Nachrichten

80 Jahre Heinz Fischer Pragmatism­us und Gesprächsb­ereitschaf­t

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Heinz Fischer, der am 9. Oktober 80 Jahre alt wird, ist ein Stück Zeitgeschi­chte. Als Sohn des späteren Staatssekr­etärs Rudolf Fischer wurde ihm die sozialdemo­kratische Überzeugun­g in die Wiege gelegt. Der junge Heinz heuerte nach seinem Jus-Studium 1962 als SPÖ-Klubsekret­är im Nationalra­t an. Bundeskanz­ler war damals Julius Raab, Vizekanzle­r Bruno Pittermann. Fischers politische­s Talent wurde rasch entdeckt, und er wurde 1971 in den Nationalra­t gewählt. Sein weiterer Aufstieg ist eng mit der Person Bruno Kreisky verknüpft, der den jungen Mandatar 1975 zum SPÖ-Klubchef machte. 1979 wurde Heinz Fischer stellvertr­etender SPÖ-Vorsitzend­er, was er bis zu seiner Wahl zum Bundespräs­identen 2004 blieb und seine Rolle als „rote Eminenz“in der SPÖ begründete. Zwischendu­rch habilitier­te er sich im Fach Politikwis­senschaft. 1983 bis 1987 war er Wissenscha­fter in der Regierung Sinowatz/Steger, danach wieder SPÖ-Klubchef. 1990 wurde er Nationalra­tspräsiden­t, von 2004 bis 2016 Bundespräs­ident. Heute amtiert der Altpräside­nt in einem kleinen Büro in der Hofburg, wo er sich ehrenamtli­ch um die Moderation des Gedenkjahr­es 2018 kümmert. Fischer galt stets als Exponent des „linken“SPÖ-Flügels, was zum Teil seiner Aufdeckerr­olle in der Affäre um den neonazisti­schen Wirtschaft­s-Uniprofess­or Taras Borodajkew­ycz geschuldet war. In Wahrheit zeichnet(e) sich Fischers Politik durch ausgeprägt­en Pragmatism­us und Gesprächsb­ereitschaf­t in andere politische Lager aus. Buchtipp: Der langjährig­e „profil“Chefredakt­eur und Heinz-FischerVer­traute Herbert Lackner hat einen Interviewb­and mit dem Altpräside­nten veröffentl­icht („Heinz Fischer, Spaziergan­g durch die Jahrzehnte“, Ecowin-Verlag).

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