Trumps Daddy hat es gerichtet
Der selbst gesponnene Mythos des Selfmade-Milliardärs gerät ins Wanken: Von der Kunst des steuerfreien Erbens.
WASHINGTON. Seine TV-Show „The Apprentice“(„Der Lehrling“) begann mit einer beeindruckenden Kamerafahrt vorbei an Privatjets, Hochhäusern und dem MercedesStern an seinem Auto. Sein Vermögen habe er durch sein unternehmerisches Geschick angehäuft, so brüstete sich Donald Trump in dem Buch „The Art of the Deal“(„Die Kunst des Erfolgs“). „Ich war zunächst ein erfolgreicher Geschäftsmann, dann ein Top-Fernsehstar und bin nun Präsident der Vereinigten Staaten. Das qualifiziert mich nicht nur als schlau, sondern als genial“, twitterte er kürzlich.
Doch nun gerät der Mythos vom Selfmade-Milliardär schwer ins Wanken. Offenbar hat Trump einen großen Teil seines Vermögens gar nicht selbst verdient, sondern von seinem Vater geschenkt bekommen. Dabei wurden nach Recherchen der „New York Times“Hunderte Millionen Dollar Steuern durch legale und illegale Tricks vermieden oder umgangen.
Schon als Achtjähriger besaß Donald Trump demnach eine Million Dollar und ein regelmäßiges Einkommen. Insgesamt übertrug ihm der Vater nach heutiger Kaufkraft Vermögenswerte von 413 Millionen Dollar aus seinem Immobilienimperium. Hätte der Sohn das Geld in einem Aktienindex angelegt, wäre es laut Experten inzwischen auf rund zwei Milliarden Dollar angewachsen. Das Magazin „Forbes“schätzt Trumps tatsächliches Vermögen auf etwa drei Milliarden.
Mit acht vollen Zeitungsseiten und zahlreichen Belegen ist die Steuerstory eine der umfangreichsten Investigativrecherchen, die die „New York Times“je veröffentlicht hat. Drei Reporter saßen mehr als ein Jahr lang an dem Thema und sichteten rund 100.000 Dokumente – darunter die Steuererklärungen von Trumps Vater Fred, der 1999 verstarb. Bei Durchsicht der Akten und zahlreichen Interviews stießen die Reporter auf „ein Muster von Täuschung und Verschleierung“. Der Präsident selbst weigert sich, seine Steuerunterlagen offenzulegen – anders als es US-Präsidenten seit Jahrzehnten traditionell machen. Anfragen der „New York Times“, sich zu dem Artikel zu äußern, hat Trump abgelehnt.
Ausführlich beschreibt die Zeitung, wie der höchst erfolgreiche Immobilienunternehmer Fred Trump sein Vermögen zu Lebzeiten an seine fünf Kinder übertrug und dabei mit abenteuerlichen Konstruktionen den Fiskus umging. Insgesamt transferierte er angeblich mehr als eine Milliarde Dollar. Statt der eigentlich fälligen 550 Millionen Dollar Steuern wurden jedoch nur 52 Millionen Dollar abgeführt. Donald Trump soll aktiv an den anrüchigen Steuertricks beteiligt gewesen sein. Sein Anwalt Charles Harder weist die Anschuldigungen zurück: „Die Vorwürfe wegen Betrugs und Steuerhinterziehung sind zu 100 Prozent falsch und in höchstem Maße verleumderisch.“
Schon als Dreijähriger verdiente Trump dank Daddy 200.000 Dollar im Jahr. Im Mannesalter stieg die jährliche Apanage auf mehr als fünf Millionen im Jahr. Auch hat Donald Trump seine Karriere als Geschäftsmann keineswegs mit einem Darlehen von einer Million begonnen, wie er im Wahlkampf immer wieder behauptete. Vielmehr erhielt er nach den Recherchen mindestens 14 Millionen Dollar Kredit von seinem Vater. Als eines seiner Casinos in Atlantic City vor der Pleite stand, kaufte der Vater kurzerhand Chips für 3,5 Millionen Dollar auf.
Rechtlich bedenklich sind nach Einschätzung von Experten eine Reihe dubioser Steuersparmodelle. So kaufte Fred Trump dem Bericht zufolge 1987 für 15,5 Millionen Dollar einen Anteil an einem Apartmentgebäude seines Sohnes. Vier Jahre später verkaufte er seinem Sohn diesen Anteil für 10.000 Dollar und machte die Verluste bei der Steuer geltend. Zudem soll Donald Trump mit seinen Geschwistern eine Scheinfirma betrieben haben, die dem Vater fingierte Rechnungen stellte und so steuerfreie Transfers ermöglichte.
Trump-Sprecherin Sarah Sanders erklärte, die Steuerbehörde habe alle Transaktionen abgesegnet. „Die Glaubwürdigkeit der ,New York Times‘ und anderer Medien befindet sich auf einem historischen Tief, weil sie beständig damit beschäftigt sind, den Präsidenten und seine Familie anzugreifen, statt über das Weltgeschehen zu berichten“, meinte Sanders.
„Präsident Trump hatte keine Verbindung zu diesen Angelegenheiten.“ Charles Harder, Trumps Anwalt