Doris Knecht
Ich fürchte, ich werde in den nächsten zehn, fünfzehn Jahren nicht darüber hinwegkommen, dass Philip Roth sterben musste, ohne je mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet worden zu sein. Das betretene Schweigejahr heuer ist auch insofern mehr als gerechtfertigt. Dementsprechend drängt es sich auf, jetzt sofort Schriftstellerinnen in Stellung zu bringen, die noch jung genug für eine intakte Chance sind, ihn irgendwann tatsächlich zu bekommen. Ich empfehle Chimamanda Ngozi Adichie. Doris Knecht ist Schriftstellerin und Kolumnistin und lebt in Wien. Ihr fünfter Roman „Die Suche“erscheint 2019 bei Rowohlt Berlin. gibt’s sowas? Ich fürchte schon! Es ist das Jahr, in dem zumindest begonnen wurde, Missbrauch, chauvinistische Freundchenwirtschaft und strukturelle Gewalt nicht mehr zu dulden. Und in der Literatur? Die nächsten Nobelpreise können an große, poetische, mutige Schriftstellerinnen gehen, die viel über den Zustand der Welt und uns zu sagen haben und dies auf originäre Art und Weise tun – etwa an Marie NDiaye, die sich aus der französischen Provinz aufgemacht hat, um mit jedem ihrer Bücher weiter und wieder ins Herz der Finsternis vorzudringen. Oder an A. L. Kennedy: Oft hyperrealistisch, komisch und ernst, hart und zart, verbindet sie das gesellschaftliche Bewusstsein mit derart poetischer Kraft, dass man lange noch Kennedy-Sätze oder Kennedy-Geschichten, Konstellationen, Weltsicht mit sich trägt. Ihre Literatur ist eigentlich immer unberechenbar und anders/eigen, ob dies Metaphern betrifft oder die Kühnheit ihres weiten assoziativen Feldes – und kann auch nach vielen Büchern Misstrauen schüren. Angelika Reitzer ist Schriftstellerin und lebt in Wien. Zuletzt erschien „Obwohl es kalt ist draußen“( Jung und Jung Verlag) hat, auf Slowenisch ebenso wie in der Übersetzung. Jochen Jung ist Verlagschef und Autor in Salzburg.