Salzburger Nachrichten

Amsterdam reguliert und lockt

Für Amsterdam gehört der Tourismus zum internatio­nalen Charakter der Stadt. Die Lebensqual­ität für die Einwohner hat aber im Programm „City in Balance“klar Vorrang.

- JOB

Von elf Millionen im Jahr 2005 auf 18 Millionen im Jahr 2017 hat in Amsterdam die Zahl der Besucher zugenommen. Ein weiterer Anstieg wird erwartet. Entspreche­nd wichtig ist der Tourismus als Wirtschaft­sfaktor für die Stadt. Etwa jeder zehnte Arbeitspla­tz hängt daran, und im Jahr 2015 haben die Touristen 6,3 Milliarden Euro in der Hauptstadt der Niederland­e gelassen.

Spätestens seit 2014 sind in Amsterdam aber die negativen Folgen spürbar angewachse­n, zumal in den populären Stadtviert­eln wie dem Dam Square oder dem Rotlichtvi­ertel. „Einige Teile des historisch­en Zentrums von Amsterdam sind mit ihren engen Straßen und Alleen schlicht und einfach zu klein für die große Besucherza­hl“, sagt Claartje van Ette, die für das Programm „City in Balance“verantwort­lich ist. „Diese negativen Auswirkung­en des Tourismus gehen einher mit einer wachsenden Zahl von Geschäften und Dienstleis­tungen, die ausschließ­lich auf die Touristen fokussiert sind.“Durch immer mehr Fahrradver­leihe und Souvenirlä­den habe die Vielfalt der Geschäfte im Stadtzentr­um sehr gelitten.

Im Oktober 2017 hat Amsterdam die Notbremse gezogen. Seither werden im Stadtzentr­um keine neuen Touristens­hops mehr genehmigt. In einigen Zonen darf kein Hotel mehr gebaut werden. Die Vermietung von Privatwohn­ungen an Touristen über Plattforme­n wie Airbnb wurde stark reguliert. Einwohner dürfen ihre Wohnung an maximal vier Gäste für maximal 60 Tage im Jahr vermieten. Ab 2019 sind es nur mehr 30 Tage im Jahr.

Den Touristen selbst begegnet die Stadt mit einem Mix aus Einschränk­ungen und neuen Angeboten. Die populären Bierbike-Touren wurden in Teilen der Stadt verboten. Fahrradtax­is und Segways werden limitiert. Stadtführu­ngen auf dem Dam Square und im Rotlichtvi­ertel sind auf 20 Personen und bis spätestens 23 Uhr beschränkt.

Locken will das Amsterdame­r Stadtmarke­ting die Touristen durch Angebote in der Region und in weniger bekannten Stadtviert­eln. Denn eines steht für Claartje van Ette auch außer Zweifel: Der Tourismus gehöre zum internatio­nalen Charakter Amsterdams. Allerdings dürften die negativen Folgen die positiven Seiten nicht überschatt­en. „Wir brauchen eine neue Balance, in der die Einwohner die erste Priorität sind und Besucher willkommen bleiben.“

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BILD: SN/HARALD JAHN BILD: SN/STADT AMSTERDAM Claartje van Ette arbeitet an der „City in Balance“. Der Damrak in Amsterdam zieht durch viele Geschäfte und Restaurant­s die Touristen an.
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