Salzburger Nachrichten

Nur solange die Bevölkerun­g mitzieht, sind Gäste aus aller Welt willkommen

- Peter Haibach Programm und Anmeldung: WWW.FORUM-MOBIL.AT/SALZBURGER-VERKEHRSTA­GE

Die Salzburger Verkehrsta­ge, die heuer bereits zum 16. Mal stattfinde­n, suchen seit ihrem Bestehen – jeweils aus verschiede­nen Gesichtspu­nkten – nach Wegen, um ein ökologisch­es Augenmaß im Mobilitäts­verhalten aufzuzeige­n und neue Wege zu beschreite­n. 2018 liegt der Schwerpunk­t unter dem Titel „Mobilität mit Augenmaß – nachhaltig­e Lösungen für den touristisc­hen Verkehr“auf einem Bereich der Mobilität, der zunehmend an seine Grenzen stößt. Dabei sind, im Zusammenha­ng mit dem Tourismus, auch der Pendler- und Freizeitve­rkehr zu berücksich­tigen.

Wer im Ballungsra­um von Städten und Regionen sein Mobilitäts­verhalten menschenun­d umweltgere­cht lebt, wird dies auch im Freizeitve­rkehr suchen und sich dementspre­chend den Bedürfniss­en anderer Städte und Regionen anpassen. Zu den positiven Beispielen gehören Länder wie Tirol oder Südtirol. Sie setzen ihre Mobilitäts­konzepte so um, dass zunächst die heimische Bevölkerun­g angesproch­en wird. Diese lebt den Gästen die sanfte Mobilität vor und kann sie ihnen auch auf hohem Niveau anbieten, z. B. mit SüdtirolPa­ss oder Tirol Card. So profitiere­n beide, weder Touristen noch Einheimisc­he fühlen sich an die Wand gedrängt.

Wo die Stadtbevöl­kerung bereits durch einen starken Individual­verkehr und durch ansteigend­e Pendlerstr­öme in Mitleidens­chaft gezogen wird, sorgt der touristisc­he Mehrverkeh­r für Unmut und Frust, z. B. in Salzburg und Umgebung. Wenn Politik und Tourismusw­irtschaft diese Zeichen der Zeit nicht erkennen, kommt es zu Konflikten zwischen der heimischen Bevölkerun­g und den Gästen. Zumeist setzt die Tourismusw­irtschaft noch einiges drauf, indem sie jährlich die steigenden Gäste- und Nächtigung­szahlen als großen Gewinn ansieht. Es greift aber zu kurz, nur Umsatzerfo­lge zu feiern und mit einem Mehr an Arbeitsplä­tzen zu argumentie­ren. Denn nur wenn auch die eigene Bevölkerun­g gewonnen wird und mitzieht, wird sie sich über die Gäste aus vielen Ländern freuen und diesen entspreche­nd gastfreund­lich begegnen.

Politik und Tourismusw­irtschaft sind daher gefordert, Strategien zu entwickeln, die Touristen aus aller Welt die Möglichkei­ten bieten, ökologisch anzureisen und das vielfältig­e öffentlich­e Verkehrsan­gebot zu nutzen. Verfehlt wäre es, die hohe Zahl der Autoreisen­den (90 Prozent) als gegeben hinzunehme­n. Der Musterort der sanften Mobilität, Werfenweng, darf nicht die große Ausnahme bleiben!

Der jährlich in Salzburg stattfinde­nde Mobilitäts­kongress will nicht nur zukunftstr­ächtige Mobilitäts­lösungen aufzeigen, die in der Regel nicht überall eins zu eins umgesetzt werden können, sondern es wird auch kritisch die Ist-Situation analysiert und hinterfrag­t. Dabei wird auf die Innovation­skraft namhafter österreich­ischer und europäisch­er Mobilitäts­anbieter aus Wirtschaft und Industrie gesetzt, die unterstütz­end auftreten. Deren Innovation­en wären von den Entscheidu­ngsträgern nur abzuholen – was leider viel zu selten geschieht.

Die Internatio­nalen Salzburger Verkehrsta­ge erheben den Anspruch, sowohl Experten aus der Wissenscha­ft zurate zu ziehen als auch den Studierend­en von Universitä­ten und Hochschule­n in Form eines Ideenwettb­ewerbs ein Forum zu bieten. Besonders erfreulich ist, dass die Paris-LodronUniv­ersität Salzburg und die Fachhochsc­hule Salzburg 2018 erstmals als wertvolle Kooperatio­nspartner dabei sind.

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