Nur solange die Bevölkerung mitzieht, sind Gäste aus aller Welt willkommen
Die Salzburger Verkehrstage, die heuer bereits zum 16. Mal stattfinden, suchen seit ihrem Bestehen – jeweils aus verschiedenen Gesichtspunkten – nach Wegen, um ein ökologisches Augenmaß im Mobilitätsverhalten aufzuzeigen und neue Wege zu beschreiten. 2018 liegt der Schwerpunkt unter dem Titel „Mobilität mit Augenmaß – nachhaltige Lösungen für den touristischen Verkehr“auf einem Bereich der Mobilität, der zunehmend an seine Grenzen stößt. Dabei sind, im Zusammenhang mit dem Tourismus, auch der Pendler- und Freizeitverkehr zu berücksichtigen.
Wer im Ballungsraum von Städten und Regionen sein Mobilitätsverhalten menschenund umweltgerecht lebt, wird dies auch im Freizeitverkehr suchen und sich dementsprechend den Bedürfnissen anderer Städte und Regionen anpassen. Zu den positiven Beispielen gehören Länder wie Tirol oder Südtirol. Sie setzen ihre Mobilitätskonzepte so um, dass zunächst die heimische Bevölkerung angesprochen wird. Diese lebt den Gästen die sanfte Mobilität vor und kann sie ihnen auch auf hohem Niveau anbieten, z. B. mit SüdtirolPass oder Tirol Card. So profitieren beide, weder Touristen noch Einheimische fühlen sich an die Wand gedrängt.
Wo die Stadtbevölkerung bereits durch einen starken Individualverkehr und durch ansteigende Pendlerströme in Mitleidenschaft gezogen wird, sorgt der touristische Mehrverkehr für Unmut und Frust, z. B. in Salzburg und Umgebung. Wenn Politik und Tourismuswirtschaft diese Zeichen der Zeit nicht erkennen, kommt es zu Konflikten zwischen der heimischen Bevölkerung und den Gästen. Zumeist setzt die Tourismuswirtschaft noch einiges drauf, indem sie jährlich die steigenden Gäste- und Nächtigungszahlen als großen Gewinn ansieht. Es greift aber zu kurz, nur Umsatzerfolge zu feiern und mit einem Mehr an Arbeitsplätzen zu argumentieren. Denn nur wenn auch die eigene Bevölkerung gewonnen wird und mitzieht, wird sie sich über die Gäste aus vielen Ländern freuen und diesen entsprechend gastfreundlich begegnen.
Politik und Tourismuswirtschaft sind daher gefordert, Strategien zu entwickeln, die Touristen aus aller Welt die Möglichkeiten bieten, ökologisch anzureisen und das vielfältige öffentliche Verkehrsangebot zu nutzen. Verfehlt wäre es, die hohe Zahl der Autoreisenden (90 Prozent) als gegeben hinzunehmen. Der Musterort der sanften Mobilität, Werfenweng, darf nicht die große Ausnahme bleiben!
Der jährlich in Salzburg stattfindende Mobilitätskongress will nicht nur zukunftsträchtige Mobilitätslösungen aufzeigen, die in der Regel nicht überall eins zu eins umgesetzt werden können, sondern es wird auch kritisch die Ist-Situation analysiert und hinterfragt. Dabei wird auf die Innovationskraft namhafter österreichischer und europäischer Mobilitätsanbieter aus Wirtschaft und Industrie gesetzt, die unterstützend auftreten. Deren Innovationen wären von den Entscheidungsträgern nur abzuholen – was leider viel zu selten geschieht.
Die Internationalen Salzburger Verkehrstage erheben den Anspruch, sowohl Experten aus der Wissenschaft zurate zu ziehen als auch den Studierenden von Universitäten und Hochschulen in Form eines Ideenwettbewerbs ein Forum zu bieten. Besonders erfreulich ist, dass die Paris-LodronUniversität Salzburg und die Fachhochschule Salzburg 2018 erstmals als wertvolle Kooperationspartner dabei sind.