Wirbel um US-Waffendepots in Österreich
Amerikaner wollten im Kalten Krieg für den Partisanenkampf gegen die Sowjets vorsorgen.
WIEN, SALZBURG. Große Aufregung herrschte im Jänner 1996 um geheime Waffenlager der Amerikaner in Österreich.
US-Botschafterin Swanee Hunt teilte am 20. Jänner Bundespräsident Thomas Klestil und Bundeskanzler Franz Vranitzky mit, dass die Amerikaner in den 1950er-Jahren 79 geheime Waffendepots angelegt hatten. Mit diesen Waffen sollten die Österreicher im Fall einer sowjetischen Okkupation einen Partisanenkrieg gegen die Invasoren führen.
Während Klestil bedauerte, dass Österreich nie darüber informiert worden sei, betonten mehrere Zeitzeugen, dass die Regierung unter Kanzler Leopold Figl Anfang der 1950er-Jahre sehr wohl davon gewusst habe. Hunt sagte im SN-Gespräch: „Es war sozusagen ein Geschenk Amerikas an Österreich, damit sich Österreich selbst verteidigen kann.“
Ende Jänner übergab die US-Botschafterin die Unterlagen der CIA über die Waffendepots in Salzburg und Oberösterreich an Österreichs Innenminister Caspar Einem.
Die genaue Lage der Depots wurde zunächst geheim gehalten – aus Sicherheitsgründen. Im April öffnete das Innenministerium dann in Weißbach bei Lofer das erste der 79 Waffendepots. Es enthielt Pistolen, Maschinenpistolen und ein Panzerabwehrrohr mit Munition. Die Waffen waren in einem Meter Tiefe nahe der deutschen Grenze vergraben gewesen.
Wenige Tage später ließ das Innenministerium vor Reportern und Fotografen das nächste Depot öffnen – in Stadlkirchen nahe Steyr. Gefunden wurden 50 Kilogramm Plastiksprengstoff, sechs Pistolen und sechs Karabiner, Patronen und diverse Sprengutensilien. Acht Mann hätten damit bewaffnet werden können. Geärgert über die Öffnung dieses Lagers hat sich damals der Landwirt, in dessen Wald die Waffen deponiert waren. Er war über die Grabungen nicht einmal informiert worden, wie die SN berichteten. „Er hat eine Liste aufgestellt, in der er 8355 S Schadenersatz für den Flurschaden und vier gefällte Nadelbäume verlangt.“