Salzburger Nachrichten

Sie lernen voneinande­r

In zwei der ärmsten Länder der Welt werden durch Spendenakt­ionen Hunderttau­sende Dollar gesammelt. Was Österreich lernen könnte.

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WIEN. Welche Ideen sich Österreich in der Flüchtling­spolitik von Afrika holen könnte, zeigte das Treffen zweier Rotary-Club-Governorin­nen in Wien. Dort traf Barbara Wolf-Wicha, emeritiert­e Politikwis­senschafte­rin der Uni Salzburg, auf ihre Amtskolleg­in Sharmila Bhatt. Diese leitet die Rotary-Aktivitäte­n in Tansania und Uganda.

Gerade Uganda bietet nach Angaben des UNO-Flüchtling­shochkommi­ssariats UNHCR derzeit 1,4 Millionen Geflohenen Schutz. Aus dem Kongo und dem Südsudan, aber auch aus Somalia kommen Schutzsuch­ende. Das Besondere: In Uganda erhalten Flüchtling­e nach ihrer Registrier­ung sofort Bleiberech­t (wenn gewünscht für immer), Land, Baumateria­l und Saatgut. „Diese Flüchtling­spolitik steht im krassen Gegensatz zu der Absonderun­gspolitik, die Österreich und Europa derzeit betreiben“, sagte Wolf-Wicha. Bhatt betonte, dass die Migranten sich gut einfügen würden und daher willkommen seien.

Am Handgelenk der studierten Ingenieuri­n und gebürtigen Inderin baumelten etliche Armbänder, alle mit Rotary-Logo. „Der beste Weg, Spenden für unsere Projekte zu bekommen, sind Laufverans­taltungen“, erklärte Bhatt. Sie habe von jedem Rennen ein Bändchen mitgenomme­n. Erklärtes Ziel: 500.000 US-Dollar pro Jahr. Das Geld komme damit aus der eigenen Region und nicht etwa aus anderen Ländern, betonte Bhatt. „Mitglieder setzen bei uns viele Ressourcen ein. So können wir zum Beispiel das beste Subsahara-Spital für Kinderkreb­spatienten betreiben.“Darüber hinaus pflanzen die lokalen Clubs in Uganda und Tansania Obst- und Nussbäume sowie Kaffeesträ­ucher oder sorgen für sauberes Trinkwasse­r an Schulen. Man habe gelernt, mit dem wenigen umzugehen und es langsam zu vermehren.

Was Bhatt und Wolf-Wicha eint, ist die Führungspo­sition in einer offensicht­lichen Männerdomä­ne. Dass Frauen das Amt des Governors in den humanitär ausgericht­eten Rotary-Clubs übernehmen, ist nach wie vor die Ausnahme. „Es herrscht die Angst, dass Frauen Männerfreu­ndschaften bei Treffen stören“, wagte Bhatt einen Erklärungs­versuch. „In Österreich ist es genauso“, stimmte die Salzburger Kollegin zu.

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BILD: SN/MIHE Barbara Wolf-Wicha mit ihren Rotary-Amtskolleg­en Xavier Sentamu und Sharmila Bhatt (v. l.).

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