Warum Parkinson oft mit Depression einhergeht
Schwinden körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit kann zu Scham und Rückzug führen.
Etwa ein Drittel bis die Hälfte der Parkinsonpatienten entwickelt im Laufe der Erkrankung eine Depression. Der Salzburger Neurologe Klaus-Dieter Kieslinger sieht dafür vor allem zwei Gründe. Zum einen den mit Parkinson verbundenen Dopaminmangel, zum anderen die starken Einschränkungen, die die Patientinnen und Patienten in ihrem Alltag erleiden. Nicht zuletzt kommt dazu, dass Parkinson meist im höheren Alter auftritt, in dem Depressionen insgesamt häufiger sind.
Der Dopaminmangel geht darauf zurück, dass Parkinson in einer bestimmten Hirnregion entsteht, der „schwarzen Substanz“(Substantia nigra) im Mittelhirn. Dort befinden sich spezielle Nervenzellen, die den Nervenbotenstoff (Neurotransmitter) Dopamin produzieren. Bei Parkinson sterben immer mehr dopaminproduzierende Nervenzellen ab. Der daraus folgende Mangel an Dopamin führt zu Antriebslosigkeit und Demotivation.
Die Einschränkungen im Alltag sind dadurch bedingt, dass die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit geringer wird. Das kann zu Scham („ich kann nicht mehr mit“) und sozialem Rückzug führen. Dies kann wiederum die Depression verschärfen. Auch Pessimismus und Schuldgefühle können die Seele aus dem Gleichgewicht bringen.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Betroffenen in der Kommunikation gehemmt sind. Ihre Stimme wird schwächer, die Reaktion auf Gesprächspartner wird langsamer, der Gesichtsausdruck scheint oft erstarrt („Maskengesicht“). „Wenn man vor Parkinsonpatienten einen Vortrag hält, scheint es am Anfang meist so, als ob niemand zuhören würde, weil die Gesichtszüge erstarrt wirken“, berichtet Kieslinger. Erst langsam kämen Bewegung und Mimik zum Vorschein.
Die individuellen Ressourcen heben und Aktivitäten aufbauen gilt daher in der Begleitung von Parkinsonpatienten als wesentlicher therapeutischer Faktor. „Jede Aktivität lässt diese Menschen aufleben“, sagt Alexander Aschenbrenner, Gerontopsychologe und Koordinator der Demenzberatung beim Diakoniewerk Salzburg. „Körperlich, geistig, psychisch und spirituell in Bewegung bleiben ist wichtig.“Tanzen und Gymnastik sind daher in der Parkinson-Selbsthilfegruppe der Diakonie Standardprogramm.
Die gute Nachricht ist, dass die Prognose für eine Depression im höheren Alter nicht ungünstiger ist als in anderen Lebensabschnitten. Etwa die Hälfte der Patientinnen und Patienten kommt aus der Depression wieder heraus, auch wenn andere Beschwerden weiterhin bestehen. Zur Therapie gehören Techniken, um negative Gedanken zu verringern oder zu verändern.