Salzburger Nachrichten

Alle hoffen auf kostbare Raritäten

Das Schätzen von „Schätzen“ist beliebt wie nie: Wie viel Ikonen vom russischen Flohmarkt wert sind? Ein Experte analysiert­e diese im Dorotheum.

- NICOLE SCHNELL

Das Konzept ist simpel: Menschen lassen ihre Wertgegens­tände schätzen. Das Fernsehfor­mat funktionie­rt, erfreut sich auf diversen Kanälen großer Beliebthei­t. Analysiert wird der Wert von Schmuck, Briefmarke­n, Möbeln oder Bildern. Es handelt sich um Erbgegenst­ände ebenso wie auf Flohmärkte­n oder woanders erworbene Kunst. Natürlich hofft dabei jeder, einen kostbaren Schatz zu entdecken. Walter Sonnberger, Direktor des Dorotheums Salzburg, gibt zu bedenken: „Für viele bleibt das ein Wunschtrau­m.“

In der Schranneng­asse bieten Experten regelmäßig Beratungen an. Schmuck und Briefmarke­n würden die Leute am häufigsten bringen. „Es ist spannend zu beobachten, wie Experten reagieren. Oft können sie ganz schnell Entscheidu­ngen fällen. Im Gegensatz zu Fernsehsen­dungen sind diese Reaktionen spontan“, sagt er schmunzeln­d. Was er von den TV-Sendungen hält? „Ich finde sie sehr spannend. Vor allem, dass sie eine solch breite Masse ansprechen.“Experten des Dorotheums wirken auch bei einigen dieser Formate mit.

Tatsächlic­h gebe es bei Beratungst­erminen auch schöne Überraschu­ngen. Wenn etwa ein Erbstück vom Dachboden, das bereits Richtung Sperrmüll gewandert war, bei einer Auktion unerwartet einen fünfstelli­gen Betrag erzielt. Was es dazu braucht? „Ein spannendes, gut erhaltenes Exponat muss zu einem spannenden Preis angeboten werden“, erklärt Sonnberger.

Am Mittwoch lud das Salzburger Dorotheum zum ersten Mal einen Ikonen-Experten zu einem Beratungst­ermin ein. Elke und Helmar Stellner brachten gleich mehrere Ikonen mit. Woher sie diese haben? „Als ich in den Neunzigern auf Dienstreis­e in Russland war, habe ich acht Stück auf einem Flohmarkt gekauft“, erklärte der gebürtige Wiener, der nach vielen Jahren in Salzburg nun in Berchtesga­den lebt. Die Ikonen nach Österreich zu bringen sei kein ganz einfaches Unterfange­n gewesen, das Stellner sich aber fest in den Kopf gesetzt hatte. In einem Plastiksac­k verpackt, mit einem Stalin-Bild aus Messing darüber geschlicht­et, gelang es ihm. Ein paar hat er mittlerwei­le verschenkt, den Rest zeigte er am Mittwoch Chrysostom­os Pijnenburg. Etwa 100 Jahre seien die Ikonen alt, rund 50 Euro sei eine einzelne wert, stellte der Experte fest.

„Experten können oft ganz schnell den Wert von Objekten ermitteln.“

Walter Sonnberger, Dorotheum

„Der Boom von Ikonen, den es in den 50er- und 60er-Jahren in Österreich und Deutschlan­d gab, ist vorbei“, erklärte der gebürtige Holländer. Da es kein hiesiges Kulturgut sei, sei das Interesse gesunken. Zudem seien hochwertig­e Ikonen im Westen ein rares Gut. Dennoch gebe es natürlich auch hierzuland­e schöne Stücke. Pijnenburg nutzte seinen Salz-

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Experten unter sich: Chrysostom­os Pijnenburg (l.) und Wolfgang Speyer
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BILDER: SN/ANDREAS KOLARIK Elke und Helmar Stellner ließen im Dorotheum ihre Ikonen schätzen.

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