Salzburger Nachrichten

Der Wellness-Boom ist vorbei

Laut „Relax Guide“stagnieren die österreich­ischen Wellnessho­tels auf hohem Niveau.

- Psg „Relax Guide 2019“; 296 Seiten; 24,90 Euro (inklusive E-Book und App).

Christian Werner hat als Herausgebe­r des „Relax Guides“schon viel erlebt. Seit 20 Jahren beobachtet er aufmerksam, wie sich die Wellnessbr­anche entwickelt. „Auf diesen Zug wollten damals ja alle aufspringe­n“, erzählt er. Als besonders skurriles Beispiel nennt er ein Gasteiner Hotel, das sich als „Wasserhote­l“positionie­rte: „Beim Testen war die Enttäuschu­ng groß“, sagt er. „Es gab keinen Außenpool, kein Schwimmbec­ken und nicht einmal Badewannen – aber immerhin ein paar Bücher zum Thema Wasser. “Und ein Wellnessho­tel in Galtür packte recht generös „einen Spaziergan­g pro Woche im Kuhstall“ins Angebot. Mit der Vergabe von einer bis zu vier Lilien brachte Werner Ordnung ins System. Deren Vergabe wird übrigens penibel genau berechnet. „Wir zählen die Liegen, vermessen Spa-Flächen, probieren die Therapien aus und wir schlagen uns an manchem Buffet sehr tapfer“, erklärt er die Grundprinz­ipien.

Dieses Jahr ist das Ergebnis eher ausgewogen. Es gibt 17 neue Betriebe und 18 Schließung­en. Und vor allem, so Werner: „Die Wellnessbr­anche stagniert erstmals auf hohem Niveau. Die Boom-Jahre sind auf alle Fälle vorbei.“Neue Hotels sind rar und die Preise seien moderat gestiegen. In der Langzeiten­twicklung sehe die Preisentwi­cklung freilich anders aus: Der Durchschni­ttspreis eines Zimmers aller Wellnessho­tels beträgt heute 104,33 Euro. Vergleicht man die Entwicklun­g mit dem Verbrauche­rpreisinde­x (VPI), dann dürfte das Zimmer allerdings nur 82,81 Euro kosten. In mit Lilien ausgezeich­neten Wellnessho­tels ist die Spanne deutlich höher: Dort bezahlt man durchschni­ttlich 134,42 Euro, wo nach dem VPI nur 90,88 Euro fällig wären. Insgesamt wurden 1095 Wellnessho­tels unter die Lupe genommen. Nur 235 von ihnen haben sich laut „Relax Guide“zumindest eine Lilie verdient. Mit der Höchstwert­ung wurden in Salzburg der „Salzburger­hof“in Zell am See sowie das „Gmachl Genussdorf“in Bergheim ausgezeich­net. Das letztere Beispiel beweist, dass Werner sogar die Baubranche beflügelt. Franz Gmachl war die vierte Lilie indirekt 1,9 Millionen Euro wert. Er finanziert­e privat einen Lärmschutz­tunnel, um die höchsten Anforderun­gen des Guides zu erfüllen.

Unter den insgesamt zehn TopHäusern befinden sich unter anderem noch das „Ronacher“in Bad Kleinkirch­heim, „Geinberg5“in Geinberg und das „Hochschobe­r“auf der Turracher Höhe.

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