Der Wellness-Boom ist vorbei
Laut „Relax Guide“stagnieren die österreichischen Wellnesshotels auf hohem Niveau.
Christian Werner hat als Herausgeber des „Relax Guides“schon viel erlebt. Seit 20 Jahren beobachtet er aufmerksam, wie sich die Wellnessbranche entwickelt. „Auf diesen Zug wollten damals ja alle aufspringen“, erzählt er. Als besonders skurriles Beispiel nennt er ein Gasteiner Hotel, das sich als „Wasserhotel“positionierte: „Beim Testen war die Enttäuschung groß“, sagt er. „Es gab keinen Außenpool, kein Schwimmbecken und nicht einmal Badewannen – aber immerhin ein paar Bücher zum Thema Wasser. “Und ein Wellnesshotel in Galtür packte recht generös „einen Spaziergang pro Woche im Kuhstall“ins Angebot. Mit der Vergabe von einer bis zu vier Lilien brachte Werner Ordnung ins System. Deren Vergabe wird übrigens penibel genau berechnet. „Wir zählen die Liegen, vermessen Spa-Flächen, probieren die Therapien aus und wir schlagen uns an manchem Buffet sehr tapfer“, erklärt er die Grundprinzipien.
Dieses Jahr ist das Ergebnis eher ausgewogen. Es gibt 17 neue Betriebe und 18 Schließungen. Und vor allem, so Werner: „Die Wellnessbranche stagniert erstmals auf hohem Niveau. Die Boom-Jahre sind auf alle Fälle vorbei.“Neue Hotels sind rar und die Preise seien moderat gestiegen. In der Langzeitentwicklung sehe die Preisentwicklung freilich anders aus: Der Durchschnittspreis eines Zimmers aller Wellnesshotels beträgt heute 104,33 Euro. Vergleicht man die Entwicklung mit dem Verbraucherpreisindex (VPI), dann dürfte das Zimmer allerdings nur 82,81 Euro kosten. In mit Lilien ausgezeichneten Wellnesshotels ist die Spanne deutlich höher: Dort bezahlt man durchschnittlich 134,42 Euro, wo nach dem VPI nur 90,88 Euro fällig wären. Insgesamt wurden 1095 Wellnesshotels unter die Lupe genommen. Nur 235 von ihnen haben sich laut „Relax Guide“zumindest eine Lilie verdient. Mit der Höchstwertung wurden in Salzburg der „Salzburgerhof“in Zell am See sowie das „Gmachl Genussdorf“in Bergheim ausgezeichnet. Das letztere Beispiel beweist, dass Werner sogar die Baubranche beflügelt. Franz Gmachl war die vierte Lilie indirekt 1,9 Millionen Euro wert. Er finanzierte privat einen Lärmschutztunnel, um die höchsten Anforderungen des Guides zu erfüllen.
Unter den insgesamt zehn TopHäusern befinden sich unter anderem noch das „Ronacher“in Bad Kleinkirchheim, „Geinberg5“in Geinberg und das „Hochschober“auf der Turracher Höhe.