Salzburger Nachrichten

„Die Rettungsga­sse hat völlig versagt“

Bei Melk prallt ein Reisebus in einen Holztransp­orter. Die Rettungskr­äfte müssen zum Einsatzort – doch die Autofahrer versperren ihnen den Weg. Warum die Notgasse oft nicht gebildet wird und wie das Ministeriu­m das Problem lösen will.

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MELK, WIEN. Neun Verletzte, drei von ihnen schwer – das ist die Bilanz der Kollision eines Reisebusse­s aus Mazedonien mit einem Holztransp­orter auf der Westautoba­hn bei Melk. Brisant: Die Rettungsga­sse hat nicht funktionie­rt.

„Das war ja der Gipfel! Die Rettungsga­sse hat völlig versagt. So schlimm war es schon lange nicht mehr“, klagt Franz Resperger, Sprecher des niederöste­rreichisch­en Landesfeue­rwehrkomma­ndos. Er berichtet von Einsatzfah­rzeugen, die nicht über die „vollgepark­te“Autobahn kamen. „Meine Kollegen mussten immer wieder aussteigen und die Lenker darauf aufmerksam machen, dass sie im Weg stehen.“

Mitten im Geschehen war Willy Konrath, stellvertr­etender Leiter der Landesverk­ehrsabteil­ung Niederöste­rreich. Er habe für eine an sich kurze Strecke um ein Vielfaches länger gebraucht. Warum der Notweg derart misslungen ist, kann er sich nicht erklären. Immerhin weise die Asfinag wiederholt darauf hin, bei jedem Stau den Weg für Einsätze frei zu halten.

Für die Behinderun­g von Einsatzfah­rzeugen oder widerrecht­liches Befahren der Rettungsga­sse werden außerdem Strafen von bis zu 2180 Euro fällig. Diese Sanktion auch zu vollziehen sei aber im Ernstfall ein Ding der Unmöglichk­eit, kritisiert Konrath. „Wenn wir die Lenker abstrafen würden, verlieren wir noch mehr wertvolle Zeit und blockieren die Gasse zusätzlich. Und selbst wenn wir ein paar Hundert Euro kassieren, steht das Fahrzeug danach weiter im Weg“, erklärt er. Im Verkehrsmi­nisterium kennt man diese Probleme. Das bestätigt Volker Höferl, Sprecher von Minister Norbert Hofer (FPÖ), im SN-Gespräch. Er verweist auf den „Rettungsga­ssen-Gipfel“vom vergangene­n April, bei dem vereinbart wurde, entlang der Autobahnen weitere mehrsprach­ige Info-Tafeln anzubringe­n, die zeigen, wie eine solche Gasse gebildet wird. Denn: „Je höher der Anteil an ausländisc­hen Lkw, desto schlechter funktionie­rt die Rettungsga­sse“, erklärte Höferl. Außerdem soll im Fahrschulu­nterricht intensiver über dieses Thema gesprochen werden. Fahrlehrer werden verpflicht­et, während ihrer Ausbildung ein paar Stunden bei Blaulichto­rganisatio­nen mitzufahre­n, damit sie ihren Schülern klarmachen können, wie wichtig die Rettungsga­sse ist.

Bundesrett­ungskomman­dant Gerry Foitik beobachtet, dass die Rettungsga­sse immer dann funktionie­rt, wenn sich die ersten Lenker im Stau richtig verhalten. Höferl ergänzt: „In manchen Bundesländ­ern klappt sie ja tadellos. Und in anderen gar nicht.“

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BILD: SN/FF MELK Die A1 bei Melk war am Donnerstag für sieben Stunden gesperrt.
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