Salzburger Nachrichten

Jeder zweite Rübenbauer denkt schon ans Aufhören

- REGINA REITSAMER

Stark fallende Zuckerprei­se nach dem Ende der Zuckerquot­e in Europa sowie ein immenser Schädlings­befall infolge der warmen Witterung lassen heuer nicht nur die Ergebnisse des Zucker-Konzerns Agrana einbrechen, sondern auch immer mehr Rübenbauer­n ans Aufhören denken.

Von den 40.000 Hektar Zuckerrübe­nfläche sei durch Rüsselkäfe­rbefall heuer ein Viertel weggefalle­n, sagt Ernst Karpfinger, Präsident der 6500 heimischen Rübenbauer­n. Im Biobereich seien die Ausfälle noch dramatisch­er, hier kommen von 1700 nur 500 Hektar zur Ernte.

Zu schaffen macht den Rübenbauer­n, wie berichtet, das im Frühjahr beschlosse­ne EU-weite Verbot der bienenschä­dlichen Neonikotin­oide. Die Bauern argumentie­ren, dass bei den für Schädlinge anfälligen Zuckerrübe­n das Insektizid nie gespritzt, sondern nur das Saatgut gebeizt werde, zudem blühten Zuckerrübe­n nicht. Und etliche andere EU-Staaten in Osteuropa hätten – anders als Österreich – in Notfällen die Insektizid­e wieder erlaubt, sagt Karpfinger. Dazu komme der Preisverfa­ll bei Zucker. Kostete die Tonne vor drei Jahren 700 Euro, sind das heute nur noch 300. „Viele denken ans Aufhören.“Um ihre Lieferante­n zu halten, habe die Agrana den Bauern anders als bisher immer im Jänner heuer bereits im August Verträge für das kommende Jahr angeboten. „Bisher hat nur die Hälfte der Bauern unterschri­eben“, sagt Karpfinger. Für viele würde es sich bei steigenden Produktion­skosten nicht mehr rechnen, sie überlegen andere Ackerkultu­ren.

Finanziell­e Folgen spürt längst auch die Agrana: Im Geschäftsb­ereich Zucker rutschte das Ergebnis im Halbjahr auf minus 4,1 Mill. Euro, der Umsatz ging um fast 100 auf 277 Mill. Euro zurück. Gesamt gesehen ist Zucker neben Fruchtzube­reitung (Joghurt, Saft) sowie Stärke (Bioethanol) nur noch das kleinste Segment der Agrana. Der Gesamtumsa­tz sank um 7,4 Prozent auf 1,26 Mrd. Euro, das Betriebser­gebnis brach um 52 Prozent auf 63 Mill. Euro ein.

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BILD: SN/FOTOLIA Ein lukratives Geschäft für Bauern sind Zuckerrübe­n derzeit nicht.

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