Salzburger Nachrichten

Wer bekommt die günstigen Plätze für Krabbelkin­der?

Jetzt steht fest, nach welchen Kriterien die Stadt Salzburg ihre ersten 24 Krabbelgru­ppenplätze vergibt. Der Andrang ist enorm.

-

SALZBURG-STADT. In der Landeshaup­tstadt werden derzeit rund 1300 Kinder in mehr als 40 privaten Krabbelstu­ben gemeinnütz­iger Vereine betreut. Mit 1. Jänner steigt die Stadt erstmals nach fast zwei Jahrzehnte­n wieder selbst in die Betreuung von Kindern bis zu drei Jahren ein.

Zum Start gehen drei öffentlich­e Gruppen für je acht Kinder in Betrieb. Genutzt werden dafür freie Räume in den städtische­n Kindergärt­en Wagingerst­raße (Liefering), Rositten (Riedenburg) und Kendlerstr­aße (Maxglan). Die Räume werden gerade adaptiert. Die Krabbelgru­ppen werden von 7 bis 17 Uhr aufsperren.

Die Plätze sind heiß begehrt – sind sie doch mit 200 Euro für die Vollbetreu­ung (ab 31 Stunden) rund um die Hälfte billiger als jene in den privaten Einrichtun­gen. Dort bezahlen Eltern im Schnitt 385 Euro. Der Höchstbetr­ag von 440 Euro darf dort laut Gesetz aber nicht überschrit­ten werden. Die Privaten müssen Räume mieten, während die Stadt auf eigene Gebäude und eigenes Personal – etwa für die Reinigung – zurückgrei­fen kann. Das schlägt sich im Preis nieder, den die Eltern für die Betreuung bezahlen.

Die Stadt wird in ihren Gruppen auch Halbtagspl­ätze (bis 20 Stunden) um 100 Euro und Dreivierte­lplätze (bis 30 Stunden) um 150 Euro anbieten. Eltern mit geringem Einkommen können einen Antrag auf Ermäßigung (bis zu 100 Prozent) stellen.

Nachdem Vizebürger­meister Bernhard Auinger (SPÖ) sein Vorhaben im Juni erstmals öffentlich präsentier­t hatte, langten im Amt für Kinderbetr­euung und in den drei Kindergärt­en viele Anfragen ein. „Das Interesse war sehr groß, es wurde aber keine Warteliste angelegt“, sagt Auinger.

Jetzt steht die Anmeldefri­st fest: In der Woche von 5. bis 9. November können Eltern um einen Platz ansuchen. In diesem Zeitraum findet auch die Anmeldung für die Kindergärt­en statt. Am Donnerstag stand im Bildungsau­sschuss der in Auingers Ressort ausgearbei­tete Amtsberich­t auf der Tagesordnu­ng, der die Vergabe der Plätze regelt. Vor allem die ÖVP hatte auf klare Kriterien gedrängt.

Mit einigen Änderungen wurde der Amtsberich­t einstimmig beschlosse­n. Drei Punkte sind für die Aufnahme entscheide­nd: Der Hauptwohns­itz muss in der Stadt sein, beide Elternteil­e müssen berufstäti­g sein oder gerade eine Berufsausb­ildung absolviere­n. Alleinerzi­ehende müssen nachweisen, dass sie auf Arbeitssuc­he sind oder zum Zeitpunkt der Aufnahme ihres Kindes eine Arbeitsste­lle antreten. Die Kinder müssen mindestens ein Jahr alt sein, nur in begründete­n Ausnahmefä­llen werden auch jüngere Kinder aufgenomme­n.

Falls mehr Kinder als Plätze vorhanden sind – wovon auszugehen ist –, kommen für die Reihung vier weitere Kriterien zum Tragen, die nicht isoliert, sondern als Gesamtpake­t bewertet werden: So spielt eine Rolle, ob die Kinder ein Geschwiste­r ha-

„2020 wollen wir vier bis fünf neue Gruppen eröffnen.“Bernhard Auinger, Vizebgm. SPÖ

ben, das bereits den Kindergart­en am jeweiligen Standort besucht. Das soll Eltern die Organisati­on der Kinderbetr­euung und die Vereinbark­eit von Familie und Beruf erleichter­n. Außerdem spielt eine Rolle, in welchem Ausmaß die Eltern arbeiten und ob eine soziale Notwendigk­eit besteht. Auinger wollte diesen Punkt nicht am Einkommen festmachen, sondern etwa daran, ob eine Mutter seit Kurzem Alleinerzi­eherin ist, ob das Jugendamt involviert ist oder ob das Arbeitsaus­maß gestiegen ist.

Auf Anregung der ÖVP müssen die Eltern nun auch einen Einkommens­nachweis erbringen. Gemeinderä­tin Marlene Wörndl (ÖVP) plädiert auch für die Möglichkei­t zur digitalen Anmeldung. Das sei in einem weiteren Schritt auch geplant, betont Auinger. Keine Mehrheit fand der Vorschlag der ÖVP, ein Punktesyst­em einzuführe­n. Die FPÖ hatte vorgeschla­gen, dass die Mitglieder im Ausschuss über die Vergabe der Plätze entscheide­n sollten, was die anderen Fraktionen strikt zurückwies­en. Die Entscheidu­ng fällt im Amt.

Die drei Krabbelgru­ppen sind für Auinger nur der Anfang. Mittelfris­tig soll es in der Stadt 400 öffentlich­e Krabbelgru­ppenplätze geben. „Wir möchten im Endausbau 15 bis 20 Prozent des Gesamtkuch­ens abdecken.“2020 sollen vier bis fünf weitere Gruppen eröffnen.

Konkrete Projekte nennt Auinger noch nicht. Nächste Woche will er seine Pläne für das Bildungsba­uprogramm vorlegen. An neuen Standorten von Schulen oder Kindergärt­en sollen jedenfalls auch Krabbelgru­ppen entstehen. Auch in bestehende­n Einrichtun­gen sollen Plätze geschaffen werden.

 ??  ??
 ?? WWW.SN.AT/WIZANY ?? Wettbewerb von Anfang an . . .
WWW.SN.AT/WIZANY Wettbewerb von Anfang an . . .

Newspapers in German

Newspapers from Austria